Die Hagebutte – Mehr als nur Juckpulver

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Hagebutte (Rosa canina)

 

Von der Hagebutte, auch Wildrose oder Heckenrose genannt, gibt es über 200 Arten, die auf der ganzen Welt verbreitet sind. Besonders in Europa und Asien kann man die Hagebutte oft in Hecken, Gebüschen und Böschungen finden.  Im Hochsommer macht sie sich durch ihre weißen oder zartrosa Blüten bemerkbar und bis zum Herbst entwickeln sich letzendlich die leuchtend roten Hagebutten.

 

Hagebutte

 

Volkstümliche Namen:

Heckenrose, Wildrose, Zaunrose, Weinrose, Apfelrose, Hundsrose, Hägen, Hiffen, Hetscherl, Hagebutzen, Häzlidorn, Hainbutten, Buttelrose, Frauenrose und Rosenäpfel

 

 

Mythologie und Brauchtum

Wie bei vielen anderen heimischen Pflanzen ranken sich auch um die Hagebutte zahlreiche Mythen oder Brauchtümer.

 

  • Die griechische Mythologie besagt, dass die Liebesgöttin Aphrodite ihre Schönheit der Hagebutte zu verdanken hatte.
  • Die christliche Überlieferung ordnet die Hagebutte der heiligen Jungfrau Maria zu.
  • Hagebutten gilt als mythisches Symbol für ein Weiterleben der menschlichen Seele nach dem Tod. Das könnte damit in Zusammenhang stehen, dass die Früchte der Hagebutte den Winter (= Tod) überdauern und bis ins Frühjahr (= neues Leben) am Strauch hängen bleiben.
  • Der Begriff Hundsrose für die Hagebutte stammt wahrscheinlich daher, dass ehemals Bissverletzungen durch Tollwut mit einem Saft aus der Hagebuttenwurzel behandelt wurden.
  • Überliefert ist auch die Mythologie als Liebespflanze, um die Liebe eines anderen Menschen in sein eigenes Leben zu ziehen.
  • In der germanischen Mythologie soll die Hagebutte Freya geweiht gewesen sein und als Beistand und Schutz für Gebärende Verwendung gefunden haben. Kinderlose Frauen erbaten sich in Vollmondnächten bei der Heckenrose so viele Kinder wie der Strauch Knospen bzw. Blüten trug.
  • Im Märchen Dornröschen wiederum findet sich die Schutzfunktion der Strauchrose wieder.
  • Wie beim Holunder legten unsere Vorfahren kleine Geschenke und Opferspeisen an den Rosenbusch, um das kleine Volk wohl zu stimmen, das in Kobold-, Zwergen- und Wichtelgestalt im Rosenbusch seine Heimat hat.

 

 

 

Die Hagebutte – Die wichtigsten Inhaltsstoffe

Die Hagebutten können als Tee, in Kapselform oder als Hagebuttenpulver  verwendet werden.

Zu den wichtigsten Inhaltsstoffen der Hagebutte gehören:

  • Vitamin C (0,2-2,4%)
  • Vitamin B1 und B2
  • Betakarotin
  • Vitamin K
  • Nikotinsäure (Niacin)
  • Lykopin (wesentlich höher als z.B. in Tomaten)
  • Flavonoide
  • Fruchtsäuren(ca. 3%)
  • Pektine (ca. 15%)
  • Ätherische Öle
  • Fruchtsäuren
  • ätherische Öle
  • Pektine
  • Gerbstoffe
  • Kieselsäure
  • die Antioxidantien Lycopin und Flavonoide
  • die Vitamine Provitamin A, Vitamin B1 und B2 sowie Vitamin E
  • die Mineralstoffe Zink, Kupfer, Natrium, Phosphor, Eisen, Kalzium und Magnesium

Insbesondere das Lykopin (gebunden an den roten Farbstoff der Früchte) ist interessant geworden, seitdem man weiß, dass es helfen kann, Krebs und Herzinfarkt vorzubeugen

Mehr Vitamin C als Zitronen

Die Hagebutte enthält zehnmal soviel Vitamin C wie die vergleichbare Menge Zitronen: In 100 g frischen Hagebutten sind 400 – 500 mg Vitamin C. Auch in den getrockneten ist es nicht viel weniger, denn das natürliche Vitamin C der Hagebutte ist sehr stabil, und es wird vom Organismus sehr gut aufgenommen.

 

 

Hagebutte und seine Anwendungen

 

In Grabungsberichten der Archäologen ist zu lesen, dass die Hagebutte schon in steinzeitlichen Pfahlbauten verwendet wurde. Hildegard von Bingen schreibt der Hagebutte lindernde Wirkung bei Lungenleiden zu und verwendet sie auch zur Stärkung des Magens. In der weiteren Volksmedizin fand sie ihre Anwendung als Tee (aus den Blütenblättern) gegen Blutungen, Hämorrhoiden, Durchfall und zur Nervenstärkung. Die Rosengallen wurden unter anderem auch gegen Nieren- und Blasenleiden eingesetzt.

Bekannte oder überlieferte Einsatzmöglichkeiten:

  • Gelenkschmerzen, Arthrosebeschwerden, Rheuma, Gicht
  • Beschwerden der Nieren und ableitenden Harnwege, Blasenentzündung
  • Magen-, Darmerkrankungen
  • Magenuntersäuerung
  • Gallenleiden, Gallensteine
  • Erkältungskrankheiten und fieberhafte Erkrankungen, grippale Infekte, Infektionskrankheiten
  • Verstopfung
  • Vorbeugung und Behandlung von Vitamin C Mangelerkrankungen

 



 

Hagebutte bei Arthrose

In Schweden und Dänemark gibt es einige Studien über die Hagebutte als Mittel bei Gelenkbeschwerden durch Abnutzung in Knie und Hüfte. Einige dieser klinischen Studien kommen bei Arthrose zu einem positiven Ergebnis mit einer Verbesserung der Beweglichkeit bei Alltagsfunktionen und einer Linderung des Schmerzes

 

 

Hagebutte – Wirkung auf Magen und Darm

Hagebuttenfrüchte sollen bei Reizdarm, Bauchschmerzen und Geschwüren helfen. Pektin haltige, ballaststoffreiche und getrocknete Früchte können den Stuhlgang fördern und so stuhlregulierend und probiotisch wirken. Auch die entzündungslindernde Wirkung kommt dem Darm zugute.

Eine weitere positive Eigenschaft der Hagebutte auf den Darm, ist die Entspannung der glatten Darmmuskulatur. Neben der entzündungshemmenden Wirkung auf die empfindlichen Schleimhäute des Magen-Darm-Traktes haben Hagebutten auch adstringierende, also Schleimhaut zusammenziehende und entkrampfende Eigenschaften. Aus diesem Grund wird, in der traditionellen Kinderheilkunde, schon lange bei Bauchkrämpfen, Hagebuttentee empfohlen.

 

Hagebutte

 

 

Hagebutte bei Problemen von Niere und Blase

In der Volksmedizin hat die Hagebutte schon seit sehr langer Zeit ihren festen Platz bei Nieren- und Blasenbeschwerden. Ob sie dabei einen direkten antibakteriellen Effekt (wie z.B. bei der Bärentraube oder Kapuzinerkresse) aufweist oder nur einen Effekt auf die Entwässerung hat, ist noch unklar.

Bei einem Tierversuch kam heraus, dass ein alkoholischer Hagebuttenextrakt die Bildung von Nierensteinen (Kalzium-Oxalatsteinen) vermindern könnte. Die positive Wirkung von Citrat (dem Salz der Zitronensäure) wird auch in der Medizin gegen Nierensteine genutzt und Zitronensäure ist eine der Hauptsäuren in der Hagebuttenfrucht.

 

 

Hagebutte – Stärkung für das Immunsystem

Vitamin C gilt als wichtigstes Vitamin für eine gesunde Funktion des menschlichen Abwehrsystems und in den Schalen der Hagebutte wurde besonders viel dieses Vitamins nachgewiesen. Und das ist noch nicht alles. Wild wachsende Hagebutten weisen einen der höchsten Gehalte an Vitamin C auf, die im Pflanzenreich überhaupt gefunden werden können.

 

 

Hagebutte und Cholesterin

Die Hagebutte kann als natürlicher Cholesterinsenker dienen. Untersuchungen konnte festgestellt werden, dass die reife Hagebutte erhebliche Mengen an Antioxidantien enthält, welche für eine langfristige Senkung des Cholesterinwertes von großer Bedeutung sind.

Des Weiteren konnte beobachtet werden, das wenn Hagebutten als natürlicher Cholesterinsenker eingesetzt werden, gleichzeitig auch die Werte des systolischen Blutdrucks absinken. Es darf deshalb von einer milden prophylaktischen Herz-Kreislauf-Wirkung von Hagebutten ausgegangen werden.

 



 

Frühjahrskur mit Hagebutten

Brennnessel-Hagebutte-Kur
Eine der bekanntesten Frühjahrskuren zum Entwässern und zur Anregung des Stoffwechsels ist die mit Brennnesseltee. Hagebutte bessert nicht nur den Geschmack dieses Tees auf, sondern gilt ebenfalls als entwässernd und das enthaltene Vitamin C ist unerlässlich für die Zellerneuerung und den Stoffwechsel.

 

 

Natürlich schön mit Hagebuttenkernöl

Das heilkräftige Hagebuttenkernöl wird aus den Kernen der roten Früchte verschiedener Wildrosen gewonnen. Es wird meist kalt gepresst, damit seine wertvollen Inhaltsstoffe erhalten bleiben. Das Öl der Hagebutte besitzt je nach Sorte eine hellgelbe bis orangerote Farbe und enthält Frucht- und Ölsäuren, reichlich Mineralstoffe und Vitamine sowie sekundäre Pflanzenstoffe.

Das Öl aus den Kernen der roten Früchte regt den Heilungsprozess bei Verletzungen und Ekzemen an. Es wird gerne bei rissiger und trockener sowie bei schuppender Haut eingesetzt. Seine heilende Wirkung entfaltet das Öl besonders gut auf den Schleimhäuten im Mund. Es wirkt wohltuend bei allen Verletzungen in diesem Bereich. Auch das Zahnfleisch regeneriert sich nach Erkrankungen und nach medizinischen Eingriffen durch die Heilkräfte des Hagebuttenkernöls rasch.

Die Transretinosäure des Hagebuttenkernöls regt die Haut an, sich zu regenerieren, und gleichzeitig baut sich neues Kollagen auf. So wird die Fähigkeit der Haut, mehr Feuchtigkeit zu speichern, verbessert und die Haut wird spürbar glatter. Auf die Funktion der Talgdrüsen der Haut übt das Öl bei regelmäßiger Anwendung eine regulierende Wirkung aus.

 

 

 

Verwendung als Lebensmittel

 

Nicht nur in der traditionellen Volksmedizin sondern auch auf dem Speiseplan ist die Hagebutte seit Generationen zu finden.

Hagebutten können, nach dem Entfernen der kleinen Nüsse, roh gegessen werden. Je später man sie pflückt, desto süßer sind sie. Die Früchte bleiben oft den ganzen Winter am Strauch und sind meist auch noch im Frühling nach Durchfrieren problemlos genießbar.

 

Hagebutte

 

Die Früchte können zu Mus oder Konfitüre verarbeitet werden. Traditionell werden damit die fränkischen Krapfen gefüllt. Aber auch zum Würzen von Wildgerichten eignen sich Hagebutten. In Schweden wird Hagebuttensuppe als süße Suppe genossen.

Hagebutten lassen sich auch zu Fruchtwein, Likör und Aufgussgetränken verarbeiten; die meisten der im Lebensmittelhandel erhältlichen Früchteteemischungen bestehen hauptsächlich aus Hagebutten. Da reiner Hagebuttentee nicht stark gefärbt ist, enthält die „Teemischung Hagebutte“ meist einen Anteil Malve, besonders Hibiskus, als stark rotfärbende Komponente.

 

 

Einfaches Hagebuttenmus

Ein einfaches Hagebuttenmuss kann man relativ einfach herstellen. Es eignet sich vor allem für den Einsatz als Heilmittel und Nahrungsergänzungsmittel, um die Gesundheit zu fördern.

Zutaten

  • Hagebutten (so viel, wie man verarbeiten will)
  • Etwas Wasser
  • Evtl. Zitronensaft (eine halbe Zitrone je Kilogramm Hagebutten)

Anleitung

  • Geben Sie die Hagebutten in einen Topf.
  • Geben Sie ein wenig Wasser hinzu, so dass der Boden des Topfes bedeckt ist.
  • Schließen Sie den Topf mit einem Deckel.
  • Bringen Sie die Hagebutten zum Kochen.
  • Lassen Sie die Hagebutten etwa 20 Minuten leicht köcheln.
  • Geben Sie die gekochten Hagebutten in die flotte Lotte, sofern Sie eine haben und passieren Sie die Hagebutten durch (= durchdrehen).
  • Falls Sie keine flotte Lotte haben, reicht auch ein einfaches Sieb zum Passieren, aber der Passiervorgang ist dann mühsamer und dauert länger.
  • Nach dem Passieren durch die flotte Lotte sollte das entstandene Mus zusätzlich durch ein Sieb passiert werden, um es feiner zu machen.
  • Mithilfe von Zitronensaft kann man das Hagebuttenmus etwas saurer machen. Außerdem wird die Haltbarkeit verbessert, was nützlich ist, wenn man das Mus einfach im Kühlschrank aufbewahren will.

Im Kühlschrank hält sich das Hagebuttenmus einige Tage. Die Haltbarkeit hängt davon ab, wie sauber man gearbeitet hat und ob die Früchte mit Schimmelsporen in Kontakt gekommen sind.

 

Gut zu Wissen

Das Vitamin C in den Hagebutten wird durch das leichte Kochen nur in geringem Maße zerstört. Hitze ist weniger schädlich für Vitamin C als beispielsweise lange Lagerung an der Luft.

 

Rezept für Hagebuttenmarmelade

Für das Marmeladenrezept muss man die Hagebutten vor dem Kochen entkernen. Diese Arbeit kann zeitraubend und fummelig sein.

Zutaten

  • 500 g Hagebutten ohne Kerne
  • 100 ml Apfelsaft
  • 300 g Gelierzucker 2:1

Für 500 g entkernte Hagebutten braucht man etwa ein Kilo frische Früchte.

Anleitung

  • Entkernen Sie die Hagebutten mit einem Messer.
  • Geben Sie die Zutaten in einen Topf.
  • Lassen Sie alles unter ständigem Rühren aufkochen.
  • Kochen Sie die Mischung für mindestens 4 Minuten.
  • Füllen Sie die Hagebuttenmarmelade anschließend in ein Marmeladenglas.

Diese Hagebuttenmarmelade enthält noch Fruchtstücke, anders als das Hagebuttenmus.

 



 

Hagebuttensuppe

Die Hagebuttensuppe gilt als eine traditionelle schwedische Spezialität. Hierfür werden die gekochten und passierten Hagebutten verwendet, welche mit Kartoffelmehl und Zucker zu einer süßen Suppe gerührt werden. Alternativ kann man auch Hagebuttenpulver verwenden. Die Suppe kommt kalt oder warm als Dessert oder Vorspeise auf den Tisch.

 

 

Hagebutten-Essig

Für Hagebutten-Essig werden  die Früchte leicht in einem Mörser zerstoßen. Anschließend kommen die Früchte zusammen mit Kräutern wie Thymian oder Rosmarin in eine Flasche und werden mit Weinessig übergossen. Die Flaschen verschließen und vier bis sechs Wochen an einem hellen Ort lagern. Alle zwei bis drei Tage wird die Essigmixtur nun geschüttelt. Nach den vier bis sechs Wochen  wird der Essig durch ein feines Tuch gefiltert und ist fertig.  Eine Delikatesse für einen fruchtigen Salat.

 

 

 

Quellen und Studien:

Literatur

  • Henschel, Detlev: Essbare Wildbeeren und Wildpflanzen.2002
  • Hecker, Ulrich: BLV Handbuch. Bäume und Sträucher.2006
  • Schöpf, Hans: Zauberkräuter1986
  • Scherf, Getrud: Wildpflanzen neu entdecken.2006
  • Das große Volks-Lexikon. Pflanzen und Umwelt. 2006

Studien

Steffen Gruss
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