Gemmotherapie – Heilkraft aus der Knospe

Gemmotherapie - Knospen

 

Die Gemmotherapie ist keine neue Therapierichtung, sondern war früher fester Bestandteil der alten Baumheilkunde und  wurde  vor einigen Jahren in die „moderne“  Pflanzenheilkunde mit einbezogen. Auch in unseren Breitengraden lebten die Menschen vor Jahrhunderten in tiefer Verbundenheit mit den Bäumen ihrer Umwelt. Die Verehrung der Pflanzen und speziell der Bäume, prägte das Leben und die Heilkunde aller indigenen Völker.

 

Hildegard v. Bingen (1098-1179) sprach damals von der Kraft der Bäume und Pflanzen von „Viriditas– Grünkraft“. Viele Krankheiten beruhen nach ihrer Lehre auf einen Mangel an Viriditas.

 

„Die Ureinwohner Amerikas nennen Bäume „unsere stehenden Brüder und Schwestern“. Menschen und Bäume haben eine aufrechte, vertikale Orientierung gemein. Wir gehen, sie stehen. Wir bewegen und verändern uns, sie bleiben das stille Zentrum des Seins“                                                                   (Fred Hageneder, Die Weisheit der Bäume)

 

Im Jahr 1959 stellte der belgische Arzt, Naturforscher und Homöopath Dr. Pol Henry erstmals seine Forschungsergebnisse über embryonalem Pflanzengewebe im Archives Homéopathiques de Normandie vor.

Gemmo stammt von dem lateinischen Wort Gemma ab, welches  so viel wie Knospe aber auch Juwel oder Edelstein bedeutet. Wie man sich aufgrund des Namens schon denken kann, beschäftigt sich die Therapie mit dem  wertvollsten, was uns jede Pflanze geben kann –ihre Knospen. In jeder Knospe ist das Edelste, das wertvollste der Pflanze enthalten- ihr Lebensplan.

In der Gemmotherapie werden aber nicht nur Knospen verwendet sondern auch Sprossen, Keimlinge und die Innere Rinde. Aus ihnen werden flüssige Auszüge erstellt, sogenannte Gemmomazerate, welche eine besonders starke Heil- u. Regenerationskraft besitzen.

 

 

Warum aber das besondere Interesse an den Knospen?

 

Bäume sind die großen Brüder der Menschen. Für viele auch Freunde, Vertraute oder Begleiter. Genau wie sie sich im Boden verwurzeln, stehen wir mit beiden Füssen auf der Erde. Sie wandeln unser ausgeatmetes Kohlendioxid in Sauerstoff um ermöglichen uns so das Leben. Knospen entstehen, entwickeln sich und treiben letztendlich aus. Der Zyklus jeder einzelnen Knospe verbindet die vier Jahreszeiten in sich und stellt den ewigen Kreis des Lebens da. Ähnlich wie in der chinesischen Medizin mit seinen 5-Elementen, kann man diesen Zyklus auch auf den Menschen übertragen.

Die Knospe ist ähnlich eines Samenkorns und trägt die unverbrauchbare Lebensenergie, welche jedes Jahr aufs Neue aufgeht, in sich.

Gemmotherapie

 

Eine Beispielpflanze in der Gemmotherapie

Die schwarze Johannisbeere (Ribes nigrum)

In der alten Klosterheilkunde wurde die Johannisbeere sehr oft verwendet. Besonders Hildegard v. Bingen hat besonderen gefallen an der Beere gefunden und gab ihr auch den Namen „Gichtbaum“.  Auch heute noch wird die schwarze Johannisbeere oft bei Rheuma oder Gicht empfohlen.

Bei dem Gemmomazerat werden die frischen Knospen, welche von April bis Ende Mai gesammelt wurden, verwendet.

Allein durch die Inhaltstoffe, kann man schon erkennen, dass sich viel mehr in den Knospen versteckt als man oft glaubt.

Die wichtigsten Inhaltstoffe wären:

  • Aminosäuren (Arginine, Proline, Glycine, Alanine)
  • Ätherische Öle und Harze
  • Polyphenole und Flavonoide
  • Alpha-Liponsäure
  • Vitamine (B1,B2,B3,B6,B12,C,E)
  • Kupfer, magnesium, Zink, Eisen, Calcium
  • Enzyme und Monosaccharide

 

Anwendung in der Gemmotherapie:

Das Mazerat ist ein interessantes Entgiftungsmittel, indem es den gesammten Stoffwechsel anregt. Die Abfallstoffe, welche durch den Stoffwechsel entstehen werden mobilisiert und hauptsächlich über Haut und Niere ausgeschieden. Gleichzeitig zeigt es eine Wirkung auf Teile des Hormon-, Immun- und Kreislauf Systems.  Das Mazerat der schwarzen Johannisbeere wirkt ausserdem verstärkend bei vielen anderen Mazeraten aus der Gemmotherapie und ist das wohl am meistangewandete Mazerat.

 

Die Wirkung noch mal zusammengefasst:

  • Stimuliert die Nebennierenrinde (natürliche cortisonähnliche Wirkung aber ohne Nebenwirkungen) und wird deshalb oft bei Hautproblemen benutzt
  • Hat eine entzündungshemmende Wirkung auf Gelenke, Schleimhäute und Geschlechtsdrüsen
  • Regt die Entgiftung über die Niere an
  • Reguliert das Immunsystem (z.B. bei Allergie)
  • Reguliert die Elastizität der Gefäße
  • Ist hilfreich in Stresssituationen

 

Anwendungsgebiete:

  • Bewegungsapparat: Entzündungen von Bändern und Sehnen (hält sie elastisch, Rheuma, Gicht
  • Atmungsorgane: allergischer Schnupfen, chronische Bronchitis, Nasennebenhöhlenentzündungen
  • Harnwegssysteme: harntreibend, Blasenentzündung
  • Stoffwechsel: Fettstoffwechselstörungen, Entgiftung
  • Verdauungstrakt: Entzündungen im Mund-Rachenraum, Zahnfleischentzündungen, Durchfall u. Verstopfung
  • Kreislaufsystem: Gefäßtonikum
  • Haut: trockene und feuchte Ekzeme, Akne, allergische Neurodermitis, Schuppenflechte, Nesselsucht

 

 

Herstellung eines Gemmomazerats:

Benötigte Utensilien:

  • Pflanzenmaterial
  • Auszugsmittel : 1 Teil Wasser, 1 teil pflanzliches Glycerin, 1 Teil 98% Trinkspiritus (am besten Bioqualität)
  • Flaschen aus Braunglas mit Deckel
  • Feinmaschiges Sieb

 

Durchführung:

  • Die Knospen werden vorsichtig, mit einem Messer ,möglichst klein geschnitten. Anschließend wird in einem Braunglas das untere Drittel locker aufgefüllt. Nun wird das Auszugsmittel bis zum Glasrand dazugegeben.
  • 4 Wochen lang täglich schwenken bzw. das Glas drehen
  • Nach einem Monat wird das ganze durch ein Sieb abgegossen und kühl (am besten Keller)in einem Braunglas aufbewahrt
  • Richtig hergestellt und gelagert, halten sich die Mazerate bis zu 3 Jahren

Dosierung: Variiert zwischen 5-20 Tropfen pro Tag

z.B. : 2x tgl. 5-10 tropfen oder 3x tgl. 5 Tropfen

 

Wann kann das Mazerat auch als D1 Potenzierung verwenden. Hier muss man lediglich das konzentrierte Mazerat  mit neun Teilen des Auszugsmittels mischen und dreißig Mal leicht verschütteln.

Dieses D1-Mazerat wird ebenfalls in Tropfenform (hier allerdings mit bis zu 50 Tropfen pro Einnahme) oder in einer Sprühflasche (2-3-mal tgl. 1-3 Sprühstöße; Kinder 3mal tgl. 1 Sprühstoß) verwendet.

Man kann das Gemmomazerat auch in Hautcremes  einarbeiten umso äußerlich ebenfalls damit zu arbeiten.

 

Dies war nur ein kleiner Einblick in das interessante Thema der Gemmotherapie

 

 

Die 20 häufigsten Pflanzen in der Gemmotherapie und ihre Anwendung

 

Pflanze Anwendung
Edeltanne (Abies
pectinata
)
Schnupfen und Husten
Eiche (Quercus pedunculata) bei Schwäche und Erschöpfung, soll die Potenz anregen
Esche (Fraxinus excelsior) Nieren, unterstützt die Entgiftung
Esskastanie (Castanea Vesca) Stimuliert den Lymphfluss, entgiftet
Feigenbaum (Ficus carica) entspannt und beruhigt, bei Stress
Hasel (Corylus avellana) kräftigt Lunge und Leber, bei chronischen Atemwegserkrankungen
Heckenrose (Rosa canina) Entzündungen, stärkt das Immunsystem
Heidelbeere (Vaccinium myrtillus) Harnwegsinfekte (Blasenentzündung), bei Diabetes
Himbeere (Rubus idaeus) Menstruationsbeschwerden
Mammutbaum (Sequoia gigantea) Erschöpfung und Burnout
Olivenbaum (Olea europaea) Bluthochdruck und hohe Cholesterinwerte
Preiselbeere (Vaccinium vitis idaea) stärkt die Knochen bei Osteoporose, bei Wechseljahrsbeschwerden
Rosmarin (Rosmarinus officinalis) Leber und Galle
Schwarze Johannisbeere (Ribes nigrum) Allergien und Hauterkrankungen
Silberbirke (Betula linfa) Entgiftung, Rheuma und Arthrose
Silberlinde (Tilia tomentosa) Nervosität und Unruhe
Wacholder (Juniperus communis) Stärkung von Leber und Nieren
Walnussbaum (Juglans regia) Pickel und Akne, unterstützt die Bauchspeicheldrüse
Weinrebe (Vitis vinifera) chronischen Entzündungen
Wolliger Schneeball (Viburnum lantana) Bronchien und Lunge

 

 

 

 

 

 

Quellen:

  • Gemmotherapie, Chrischta Ganz und Louis Hutter

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Steffen Gruss