Entzündungswerte – Was sie bedeuten
Chronische Schmerzen, Müdigkeit oder Funktionsstörungen von Organen können auf eine Entzündung im Körper hindeuten. Mittlerweile ist bekannt, dass viele Erkrankungen (z.B Diabetes, COPD, Demenz, Herzinfarkt, sowie auch seelische Leiden) durch eine Entzündungen hervorgerufen werden kann. Durch die Bestimmung der Entzündungswerte ist es möglich, bestehenden Erkrankungen zu erkennen und diese frühzeitig zu therapieren.
Klassische Symptome einer Entzündung
Akute Entzündungen im Körper können oft schon Laien anhand der charakteristischen Symptome erkennen. Denn die klassischen Entzündungszeichen sind in den meisten Fällen schon auf den ersten Blick sichtbar.
Die klassischen Entzündungszeichen sind:
- Rötung (Rubor)
- Erwärmung (Calor)
- Schwellung (Tumor)
- Schmerzen (Dolor)
- Eingeschränkte Funktion (Functio laesa)
Handelt es sich allerdings um eine chronische Entzündung sind die Warnzeichen in den seltensten Fällen auf den ersten Blick zu sehen. Sie bauen sich zum Teil über einen längeren Zeitraum schleichend auf und verursachen wenige oder sehr unspezifische Beschwerden. Hier muss man sich dann anders zu helfen wissen.
Aus diesem Grund kommt den Entzündungswerten in der Diagnostik, sowohl von akuten als auch chronischen Entzündungen, eine große Bedeutung zu. Liegen erhöhte Werte im Labor vor, so ist es möglich die Art der Entzündung einzugrenzen oder einer Erkrankung im frühen Stadium auf die Spur zu kommen.
Stille Entzündungen – Wichtige Entzündungswerte
In der Regel sind die klassischen Entzündungszeichen bei einer akuten Entzündung sicht- oder fühlbar. Bei chronischen Entzündungen ist dies allerdings in den meisten Fällen nicht der Fall und so kann eine stille Entzündung über Jahre unentdeckt bleiben.
Typische Anzeichen einer stillen Entzündung könnten sein:
- Abgeschlagenheit
- Lustlosigkeit (Arbeit, soziale Aktivitäten)
- fehlende Konzentration
- Rückzug und Antriebslosigkeit
Risikofaktoren für stille Entzündungen
Ein besonderes Risiko für die Entwicklung von stillen Entzündungen haben
- Raucher
- Übergewicht (v. a. Bauchfett)
- chronischen Schlafstörungen, Schlafmangel
- hohem Stresspegel,
- Ernährung mit
- viele Industrieprodukte
- wenig Omega-3-Fettsäuren (z. B. Leinöl oder Fisch)
- wenig Obst und Gemüse
- Bewegungsmangel
- Umweltfaktoren
- Feinstaub
- stetige Medikamenteneinnahme
Erhöhte Entzündungswerte durch Stress
Stress kann einer von vielen Auslösern für chronischen Entzündungen sein. Aber warum ist das so? Unser Körper verliert bei chronischem Stress einfach die Fähigkeit, sich gegen Entzündungsprozesse zu schützen oder sie zu kontrollieren. Hier spielt besonders unser Stresshormon Cortisol eine entscheidende Rolle. Normalerweise ist Cortisol die erste Verteidigungslinie bei Entzündungsprozesse. Ist der Cortisol-Wert aber dauerhaft erhöht, so werden unsere Zellen unempfindlicher und Entzündungen können entstehen.
So können sich chronische Entzündungen langsam entwickeln, ohne dass dazu Keime, Bakterien, Viren oder eine Infektion notwendig wäre. Die Folge ist ein stetiger Entzündungsherd, der jedes Gewebe und besonders die Wände von Arterien angreifen kann. Harvard-Mediziner berichteten dazu im Fachmagazin Lancet, wie chronischer Stress Herz und Blutgefäßen zusetzt.
Entzündungswerte im Blut
Ein Blutlabor ist meistens der erste Schritt, um unsichtbaren Entzündungen auf die Schliche zu kommen. Hier kommen besonders die zwei Laborwerte CRP und BSG sowie die Leukozyten zum Einsatz. Doch was bedeuten sie im Einzelnen?
CRP (C-reaktives Protein)
Normalwerte: CRP: 5 mg/l bzw. 0,5 mg/dl
Das C-reaktives Protein ist ein Serum- bzw. Plasmaprotein, welches in der Leber gebildet wird und ist beim gesunden Menschen oder Tier nur mit speziellen Apparaturen nachweisbar ist. Er wird oft als Frühwarnzeichen für Entzündungen eingesetzt, da er noch bevor sich die Körpertemperatur (Fieber) erhöht oder die Leukozyten reagieren, eine Erhöhung im Blut bereits nachweisbar ist. Bei dem CRP handelt es sich um ein Akut-Phase-Protein (humorale Abwehrmoleküle des antigenunspezifischen Immunsystems). Das heißt, es wird unabhängig von der Art der Entzündung vermehrt gebildet. Deshalb handelt es sich bei dem CRP auch um einen unspezifischen Entzündungswert der sowohl bei akuten wie auch bei chronischen Entzündungen erhöht sein kann. Auch zu einer Erfolgskontrolle z.B. Nach einer Antibiotikatherapie hat sich die Messung des CRP-Wertes bewährt.
Beifolgenden Erkrankungen kann der CRP-Wert von Interesse sein:
- Leichte bis mäßige Entzündungen wie z.B. lokale bakterielle Infektionen, unkomplizierter Zystitis, Bronchitis aber auch bei einem Herzinfarkt
- Schwere virale Erkrankungen wie z.B. Mononukleose
- Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises
- Tuberkulose und Sarkoidose
Blutsenkungsgeschwindigkeit BSG
Lange Zeit wurde der BSG-Wert als Hauptentzündungswert verwendet. Die Blutsenkungsgeschwindigkeit gibt Hinweise darauf, ob im Körper entzündliche Prozesse ablaufen. Aufgrund seiner geringen Aussagekraft wird seine Bedeutung allerdings häufig von dem CRP-Wert abgelöst.
Bei der Blutsenkungsgeschwindigkeit wird gemessen, in welcher Geschwindigkeit die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) im Blut absinken. Dies ist besonders bei Entzündungen der Fall, da sich die Blutkörperchen zusammenballen und dadurch rascher absinken.
Der BSG-Wert macht nur in Kombination mit anderen Entzündungswerten Sinn und wird alleine zur Diagnoseerstellung verwendet.
Erhöhte BSG-Werte können ausfolgenden Gründen erhöht sein:
- Physiologisch z.B. bei hormonellen Verhütungsmitteln, Schwangerschaft, Menstruation und nach einer Operation
- Blutarmut (Anämie), akute und chronische Entzündungen, Erhöhung der Blutfettwerte
- Leber- und Nierenerkrankungen
- rheumatische Erkrankungen (z. B. rheumatoide Arthritis)
- Infektionen
- bei Blutvergiftung,
- Autoimmunerkrankungen mit Gefäßentzündung (z. B. Polymyalgia rheumatica)
Leukozyten – weiße Blutkörperchen
Normwerte: 4.000 und 11.000 Leukozyten pro Mikroliter Blut
Leukozyten sind kernhaltige Zellen, welche sich im Blut befinden. Da sie farblos sind, werden sie auch als weiße Blutkörperchen bezeichnet. Die Leukozyten sind ganz besonders dann erhöht, wenn sich entzündliche Prozesse in unserem Organismus befinden.
Um genauere Kenntnis über die Krankheitsphase zu erlangen, kann ein sogenannten Differenzialblutbild angefertigt werden. Hierbei werden die weißen Blutkörperchen im Labor in ihre einzelnen Untergruppen unterteilt (neutrophile, eosinophile, basophile Granulozyten, Lymphozyten und Monozyten).
Wenn die Anzahl der Leukozyten erhöht oder auch erniedrigt ist, kann das unterschiedliche Ursachen haben:
Erhöhte Werte:
- Entzündungen (vor allem bakteriell)
- Leukämie
- Tumore
- Schwangerschaft
- Entfernung der Milz
- Rauchen
- Herzinfarkt
- Autoimmunerkrankungen
Erniedrigte Werte:
- Entzündungen (durch Viruserkrankungen)
- Anämie (Blutarmut)
- Überfunktion der Milz
- Immunsuppression (Unterdrückung des Immunsystems durch z. B. Chemotherapeutika)
Spezielle Entzündungswerte
Homocystein
Homocystein ist eine Aminosäure, die als Stoffwechsel-Zwischenprodukt bei dem Abbau von L-Methionin (essenzielle Aminosäure) zu Cystein, bzw. Cystin entsteht. Beim Gesunden wird diese vollständig abgebaut. Ist der Wert allerdings über einen längeren Zeitraum erhöht kann es zu Schäden an den Gefäßwänden kommen und arteriosklerotischen Erkrankungen wie Schlaganfällen, koronarer Herzerkrankung und Venenthrombosen sind die Folge.
Für einen optimalen Abbau benötigt unser Körper dafür besonders die Vitamine B6, Folsäure und B12.
AA/EPA-Quotient
optimalen Werte des AA/EPA-Quotienten liegen bei < 4
Der AA/EPA-Quotient im Fettsäurestatus (Biomarker der Entzündungsbereitschaft) wäre ebenfalls eine Möglichkeit einer stillen Entzündung auf die Schliche zu kommen. Dieser misst das Verhältnis zwischen entzündungsfördernden Omega-6-Fettsäuren (AA: Arachidonsäure) und entzündungshemmenden Omega-3-Fettsäuren (EPA: Eicosapentaensäure) in unserem Blut. Hohe AA und /oder niedrige EPA-Konzentrationen führen zu einer vermehrten Bildung entzündungsfördernder Eicosanoide – die Grundlage für eine stille Entzündung.
Aus diesem Grund sollte man auf eine Verschiebung dieses Gleichgewichtes zugunsten der Omega-3-Fettsäuren achten.
Ganzheitliche Maßnahmen bei Entzündungen: Mehr darüber können Sie in diesem Artikel lesen.
Quellen:
- Wolfgang M. Ebert: Labordiagnostik in der naturheilkundlichen Praxis
- Barry Sears et al. (2011): Anti-Inflammatory Nutrition as a Pharmacological Approach to Treat Obesity. J Obes. doi: 10.1155/2011/431985
- Lothar Ursinus: Mein Blut sagt mir; Schirner Verlag
- Herbert Renz-Polster, Steffen Krautzig: Basislehrbuch Innere Medizin; Urban & Fischer Verlag
- Bayer Labor aktuell; Ausgabe Januar 2010; Antiinflammatorische Wirkungen langkettiger Omega-3-Fettsäuren
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