Wechselwirkungen – Heilpflanzen und Medikamenten
Heilpflanzen und ihre Wechselwirkung mit Medikamenten
Pflanzliche Mittel sind gesünder, werden vom Körper besser aufgenommen und sind komplett harmlos, da sie keine Nebenwirkungen haben. Aufgrund dieser Annahmen, verwenden viele in Kombination zu ihren schulmedizinischen Präparaten, auch Heilpflanzen. Aber ist das wirklich so? Sind alle gängigen Heilpflanzen so harmlos und kann man sie bedenkenlos verwenden oder gibt es doch Wechselwirkungen, welche man wissen sollte?
Tatsächlich können die meisten pflanzlichen Mittel ohne große Bedenken verwendet werden, solange sie auch richtig eingesetzt und dosiert werden. Und hier liegt ganz oft das Problem. Denn obwohl viele Schulmediziner die Wirkung von Heilpflanzen bezweifeln, können sie dennoch einen starken Einfluss auf gängige Arzneimittel haben. Viele meinen, Heilkräuter und Pflanzen, aber auch Gewürze, kann man unbedenklich in jeder erdenklichen Menge einnehmen, da sie ja natürlich und somit auch gesund sind. Aber das stimmt so nicht.
„Alles ist ein Gift, nur die Dosis macht es aus“
Denn so manches Kraut ist in der Lage, im Körper die Wirkung anderer Arzneimittel zu beeinflussen, man spricht auch von sogenannte Wechselwirkungen.
Im Folgenden stellen wir einige Heilpflanzen vor, bei denen es zu Interaktionen mit chemischen Wirkstoffen kommen kann. Allerdings ist dies nur eine Auswahl und sicher nicht komplett. Bei Fragen oder Unsicherheit sollte aber auf alle Fälle einen Apotheker oder Fachmann aufsuchen.
Wechselwirkungen von Heilpflanzen mit Medikamenten: Was Sie unbedingt wissen sollten
Heilpflanzen können wahre Wunder wirken – sei es zur Linderung von Beschwerden, zur Unterstützung der Gesundheit oder als natürliche Ergänzung zur modernen Medizin. Doch Vorsicht: Ihre Wirkung ist oft so stark, dass sie die Effekte von Medikamenten beeinflussen können – positiv wie negativ. Hier werfen wir einen genauen Blick auf einige der häufigsten Wechselwirkungen und zeigen, worauf Sie achten sollten.
Johanniskraut (Hypericum perforatum): Der Klassiker mit Nebenwirkungen
Johanniskraut, beliebt zur Stimmungsaufhellung, birgt erhebliche Risiken bei gleichzeitiger Einnahme von Medikamenten. Es steigert den Abbau von Arzneistoffen über das Enzym CYP3A4, was deren Wirksamkeit drastisch senken kann.
Typische Wechselwirkungen:
- Antibabypille: Wirkungsverlust, erhöhtes Risiko einer ungewollten Schwangerschaft.
- Immunsuppressiva (z. B. Ciclosporin): Reduzierte Wirkung, erhöhtes Risiko für Abstöße bei Organtransplantationen.
- Blutverdünner (z. B. Phenprocoumon): Wirkungsabfall, Gefahr von Blutgerinnseln.
Ginkgo und blutverdünnende Mittel
Ginkgo-Präparate wurden schon im alten China bei Durchblutungsstörungen und Gedächtnisproblemen verwendet. Eine weitere Eigenschaft des Ginkos – es beeinflusst auch die Fließeigenschaften des Blutes.
Wechselwirkungen mit Medikamenten oder Körperfunktionen:
- Bei gleichzeitiger Einnahme von gerinnungshemmenden Medikamenten, kann möglicherweise die Blutungsneigung erhöht werden
- Bei Blutverdünnern wie Phenprocoumon oder Acetylsalicylsäure – vorher mit dem Arzt abklären
Thymian und Dextromethorphan
Schleimlösende Kräuter wie Thymian, Primel oder Efeu zählen zu den Anti-Husten-Klassikern. Sie dabei zähes Sekret aus den Atemwegen zu lösen und erleichtern so das Abhusten.
Wechselwirkungen mit Medikamenten oder Körperfunktionen:
- Vermeiden Sie es aber, den pflanzlichen Hustenlöser direkt mit einem Hustenreiz-lindernden Mittel wie Dextromethorphan. Sie können sich gegenseitig von der Wirkung her auflösen. Alternativ könnte man aber morgens den Hustenlöser und abends den Hustenstiller verwenden um diesen Effekt nicht auszulösen
Sennesblätter und Digitoxin
Sennesblätter gelten schon seit Jahrhunderten als bewährtes Abführmittel in der Naturheilkunde. Allerdings wird der Gebrauch, gerade bei älteren Menschen oder während einer Fastenkur, oft übertrieben.
Wechselwirkungen mit Medikamenten oder Körperfunktionen:
- Zu hohe Dosen des natürlichen Abführmittels kann zu Problemen im Salz- und Flüssigkeitshaushalt des Körpers führen. Besonders Kalium geht verloren
- Wechselwirkung mit dem Arzneistoff Digitoxin – die Wirkung kann verstärkt werden
Vorsicht bei Grapefruit und Medikamenteneinnahme
Der Bitterstoff Furanocumarin in der Grapefruit kann einen großen Einfluss auf die Wirkung von etlichen Medikamenten haben und diese dadurch verstärken oder abschwächen. Pampelmusen, wie Grapefruits auch genannt werden, sind gesund, kalorienarm, stecken voller Vitamine und Mineralstoffe und besitzen viele Bitterstoffe.
Doch der Inhaltsstoff, der für den bitteren Geschmack verantwortlich ist, das Furanocumarin kann die Wirkung von Medikamenten stark beeinflussen. Bereits eine halbe Grapefruit oder 1 Glas Grapefruit-Saft kann die Wirksamkeit von Medikamenten drastisch verstärken oder abschwächen oder Medikamente sogar komplett unwirksam machen. Die interaktive Wirkung der Grapefruit kann bis zu mehreren Tagen anhalten. Aus diesem Grund sollte man bei der parallelen Einnahme von Medikamenten und dem Verzehr von Grapefruits besonders vorsichtig sein.
Wechselwirkungen mit Medikamenten oder Körperfunktionen:
Verstärkte Wirkung durch Grapefruit
Arzneistoffe, deren Wirkung durch Grapefruit verstärkt wird, sind unter anderem:
- Immunsystem-unterdrückende Wirkstoffe (Immunsuppressiva wie Ciclosporin und Tacrolimus)
- Blutfettsenker (Statine wie Pravastatin und Simvastatin)
- Wirkstoffe zur Behandlung von Gefäß- und Herzkrankheiten (Kalziumantagonisten wie Nifedipin und Lercanidipin)
- Wirkstoffe zur Behandlung von Erektionsstörungen (Phosphodiesterase-5-Inhibitoren wie Sildenafil und Tadalafil)
- Wirkstoffe in der Krebstherapie (Proteinkinaseinhibitoren wie Axitinib und Sunitinib) Schlafmittel (Benzodiazepine wie Midazolam und Triazolam)
- Herzrhythmus-regulierende Wirkstoffe (Antiarrhythmika wie Amiodaron und Dronedaron).
Verminderte Wirkung durch Grapefruit
Wirkstoffe, deren Wirkung durch Grapefruit abgeschwächt wird, sind insbesondere:
- der Blutdrucksenker Aliskiren
- das Antihistaminikum Bilastin
- die Chemotherapeutika Cyclophosphamid und Ifosfamid.
Süßholz
Süßholz oder Lakritze sind bewährte Hausmittel bei Entzündungen der Magen- und Bronchialschleimhaut. Nebenbei hat die Wurzel eine ähnliche Wirkung wie ein Entwässerungsmittel.
Wechselwirkungen mit Medikamenten oder Körperfunktionen:
- Gleichzeitige Einnahme von Süßholzwurzel und Verhütungsmitteln kann eine sogenannte mineralkortikoide Wirkung verursachen. Folgen wären:
- Einlagerung von Natrium und Wasser und somit Wasseransammlungen im Gewebe (Ödeme).
- Kalium-Verluste mit Bluthochdruck
- Thymiankraut + Efeublätter + Süßholzwurzel kann bei gleichzeitiger Einnahme von oralen Kontrazeptiva („Pille“) die Empfindlichkeit gegenüber Süßholzwurzel erhöhen. Dadurch würde sich die Wirkung von Süßholzwurzel verstärken.
- Organempfänger sollen Lakritze meiden, eine Studie zeigt, dass die Süßigkeit im Körper die Aufnahme des Wirkstoffs Ciclosporin
- Da Lakritze dieselbe Wirkung hat wie ein Entwässerungsmittel, muss man bei folgenden Diuretika aufpassen:
Azosemid, Bemetizid, Bendroflumethiazid, Benzylhydrochlorothiazid, Bumetanid, Butizid, Chlortalidon, Clopamid, Cyclothiazid, Etacrynsäure, Etozolin, Furosemid, Hydrochlorthyazid, Hydroflumethiazid, Indapamid, Mefrusid, Metolazon, Piretanid, Polythiazid, Torasemid, Trichlormethiazid, Xipamid.
Knoblauch (Allium sativum): Superfood mit Tücken
Knoblauch gilt als Alleskönner: blutdrucksenkend, entzündungshemmend und gut fürs Herz. Doch seine Wirkung auf die Blutgerinnung kann problematisch sein.
Typische Wechselwirkungen:
- Blutverdünner (z. B. Warfarin): Erhöhtes Risiko für Blutungen.
- HIV-Medikamente (z. B. Saquinavir): Verminderte Wirksamkeit durch beschleunigten Abbau.
Pfefferminze (Mentha piperita): Frische mit Nebenwirkungen
Pfefferminze wird bei Verdauungsbeschwerden und zur Beruhigung eingesetzt. Ihre ätherischen Öle können jedoch bei empfindlichen Personen oder in Kombination mit bestimmten Medikamenten Nebenwirkungen haben.
Typische Wechselwirkungen:
- Magenschleimhautmedikamente (z. B. Antazida): Mögliche Abschwächung der Wirkung.
- Blutdrucksenker: Verstärkte Senkung des Blutdrucks, Risiko für Schwindel.
Baldrian (Valeriana officinalis): Ruhig bleiben, aber richtig
Baldrian ist ein bewährtes Mittel gegen Schlaflosigkeit und Nervosität. In Kombination mit Beruhigungs- oder Schlafmitteln kann er jedoch zu starker Sedierung führen.
Typische Wechselwirkungen:
- Benzodiazepine (z. B. Diazepam): Verstärkte Beruhigung, Gefahr von Atemdepression.
- Alkohol: Starke Schlafförderung mit erhöhter Unfallgefahr.
Echinacea (Echinacea purpurea): Immunbooster mit Vorsicht
Echinacea wird häufig zur Stärkung des Immunsystems eingesetzt, besonders bei Erkältungen. Doch bei bestimmten Medikamenten kann sie die Wirkung beeinflussen.
Typische Wechselwirkungen:
- Immunsuppressiva: Geschwächte Wirkung, was bei Autoimmunerkrankungen oder nach Organtransplantationen problematisch sein kann.
- Leberwirksame Medikamente (z. B. Methotrexat): Erhöhte Belastung der Leber.
Aber auch unsere Nahrungsmittel können eine Wechselwirkung mit Medikamenten haben
Grünes Gemüse verstärkt Blutgerinnung
Grünes Gemüse ist vitaminreich und gesund. Aber warum sollte man bei Gemüse aufpassen? Der Hintergrund ist folgender: Grüne Gemüsesorten wie Salat, Brokkoli und Spinat enthalten viel Vitamin K. Vitamin K ist insbesondere zur Bildung von Gerinnungsfaktoren, die zur Blutstillung benötigt werden, wichtig. Und so mancher blutgerinnungshemmende Wirkstoff wirkt aber als Vitamin-K-Gegenspieler.
Menschen, die Blutgerinnungshemmer einnehmen, sollten möglichst keine großen Mengen an Vitamin-K-haltigem Gemüse verzehren und Schwankungen der Vitamin-K-Zufuhr vermeiden.
Wechselwirkungen mit Medikamenten oder Körperfunktionen:
- blutgerinnungshemmende Wirkstoffe wie Phenprocoumon und Warfarin
Milch und Milchprodukte
Ob Milch nun ein gutes Nahrungsmittel ist oder nicht, da gibt es ja unterschiedliche Meinungen. Eines ist aber sicher – Milch ist nicht geeignet, um damit Medikamente einzunehmen. Das gilt jedoch nicht nur für Milch alleine, auch milchhaltige Getränke wie heißer Kakao oder Milchkaffee sind nicht zur Medikamenteneinnahme geeignet.
Milch enthält unter anderem Kalzium. Dieser Mineralstoff kann im Verdauungstrakt mit bestimmten Antibiotika schwer lösliche Verbindungen eingehen. Dadurch können die antibiotisch wirkenden Stoffe schlechter aus dem Darm in den Körper aufgenommen werden.
Wechselwirkungen mit Medikamenten oder Körperfunktionen:
- Milch und Milchprodukte setzen zum Beispiel die Wirkung bestimmter Antibiotika herab (besonders Tetrazykline, Ciprofloxacin, Doxycyclin, Norfloxacin und Gyrasehemmer)
- Osteoporosemittel mit Biphosphonaten (mind. zwei bis drei Std. Abstand zwischen dem Verzehr von Milchprodukten und der Medikamenteneinnahme)
- Milch und Bisphosphonate: Bisphosphonate (z.B. Alendronsäure, Clodronsäure und Risedronsäure) sind Wirkstoffe, die insbesondere bei Erkrankungen des Knochenstoffwechsels eingesetzt werden. Dazu gehören unter anderem Osteoporose, Knochenmetastasen oder die Paget-Krankheit. Zusammen mit Milch eingenommen, bilden sich Komplex-Verbindungen, aus denen die Bisphosphonate weniger gut in den Körper aufgenommen werden können.
Nahrungsmittel können Schilddrüsenhormon-Bildung stören
Vor allem in der Winter- und Vorweihnachtszeit sind Nüsse sehr beliebt. Sie sind reich an Vitamin B und verschiedenen Aminosäuren und somit eine Wohltat für unsere Nerven und Gehirn. Nüsse sind jedoch nicht für jeden Menschen unproblematisch. Insbesondere sollten Patienten mit Schilddrüsenunterfunktion, die Thyroxin einnehmen, aufpassen. Da die Behandlung mit Thyroxin leider sehr störanfällig ist, kommt es nicht gerade selten vor, dass unerklärliche Probleme, während der Therapie auftreten.
In vielen dieser Fälle sind Nahrungsmittel die Ursache. Und es sind nicht nur die beliebten Nüsse sondern noch das eine oder andere Nahrungsmittel, welches bei der Schilddrüsenhormon-Bildung Störungen verursachen kann. Deshalb sollten zwischen dem Verzehr bestimmter Nahrungsmittel und der Einnahme von Thyroxin mehrere Stunden liegen.
Zu den problematischen Nahrungsmitteln gehören:
- Nüsse
- Kohl, Senf, Meerrettich und Radieschen besitzen viele Thioglykoside. Diese blockieren die Bindung von Jod an den Eiweißbaustein Tyrosin und hemmen so die Umwandlung von Jod in Schilddrüsenhormone.
- Hirse, Leinsamen, Sprossen und Bittermandeln besitzen Zyanogene Glykoside. Diese werden im Verdauungssystem zu Zucker und Zyanid (Blausäure) abgebaut. Zyanid verringert die Aufnahme von Jod in die Schilddrüse. Diese können das eingenommene Thyroxin im Darm binden und die Schilddrüsenhormon-Konzentration im Blut senken.
- Pflaumen, Lactose oder Flohsamenschalen werden oft bei einer Schilddrüsen Unterfunktion wegen der Verstopfung genommen. Diese Hilfsmittel erhöhen die Darmaktivität und beschleunigen die Darmpassage. Schilddrüsenhormone wie Thyroxin benötigen aber einige Zeit, bis sie aus dem Magen-Darm-Trakt aufgenommen werden. Es sollten also mindestens 2 Stunden nach der Medikamenteneinnahme vergehen, bevor abführende Mittel eingenommen werden.
Goji-Beeren und Blutverdünner
Goji-Beeren gehören zu den sogenannten „Super-Food“ und ihnen werden etliche gesundheitsfördernde, oft leider auch unseriöse Wirkungen nachgesagt. Was oft aber nicht erwähnt wird, das die Inhaltsstoffe der Goji-Beeren die gerinnungshemmende Wirkung von Medikamenten vermutlich verstärken und es so zu gefährlichen Blutungskomplikationen kommen kann.
Balaststoffreiches Essen und Schmerzmittel
Durch eine ballaststoffreiche Mahlzeit kann die Aufnahme von Schmerzmitteln verzögert werden. Denn ballaststoffreiche Lebensmittel bremsen die Aufnahme arzneilicher Wirkstoffe im Darm. Besonders betroffen sind hiervon Cholesterinsenker und Schmerzmittel (besonders Paracetamol und Aspirin)
Grüntee Und Betablocker
Grüntee ist eines der Trendgetränke der letzten Jahre. Und sicher ein guter Grüntee hat auch viele Vorteile, allerdings sollten Patienten, die Betablocker einnehmen müssen, vorsichtig sein. Denn Wirkstoffe in der Pflanze können verhindern, dass die hochwirksamen Medikamente funktionieren. Zwischen Teegenuss und Einnahme der Betablocker-Tabletten sollten mindestens vier Stunden dazwischen sein.