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Der Adipositas-Bericht der Weltgesundheitsorganisation von 2022 zeigt eines ganz deutlich: der Großteil der erwachsenen Europäer ist übergewichtig. Die Folge sind gesundheitliche Defekte wie Herzkreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Gelenkserkrankungen, Hormonstörungen u.v.m. 1,2 Millionen Menschen sterben jährlich in Europa an den Folgen der Fettleibigkeit.

 

Und bei unseren Kindern sieht es kaum anders aus. Jedes zweite Kind ist übergewichtig. Seien wir ehrlich, zu dick, wenn alles so wabbelt, ist wirklich nicht schön, auch wenn man uns das heute von einigen Seiten weis machen will. Ok, es gibt Menschen, die lieben Dicke. Gut, sollen sie. Jedem sei sein individuelles Schönheitsideal gegönnt und konzentrieren wir uns daher auf den Gesundheitsaspekt, der den Steuerzahler für die Folgen der Fettleibigkeit jedes Jahr Unsummen kostet, nämlich rund 29 Milliarden Euro. 

 

Gewichtsreduktion

 

 

Doch wie könnte man dem entgegen wirken, wie es schaffen, endlich die lästigen Pfunde zu verlieren?

Dazu einen kleinen Abstecher zu meinem eigenen Kampf mit den Kilos, damit Sie sehen, ich bin Betroffener und weiß wovon ich rede, kenn die Qualen.

Ich hatte seit meinem achten Lebensjahr immer wieder mit Übergewicht zu kämpfen. Zuerst war es der Urlaub in Tirol und das dortige Landleben mit all den fettgebackenen Leckereien und die herrlichen Landjäger, von deren Geschmack ich heute noch träume. Die Lust am leiblichen Genuss begann. Später, immer noch im jugendlichen Alter, war es die holländische Seeluft, die mir so richtig Appetit machte auf Pommes mit Majonnaise, Oliebollen, Poffertjes und den gebackenen Fisch (Kibbeling) am Stand (heute würde man Foodtruck sagen) und vieles andere. Es schmeckte einfach zu gut, viel zu gut. Erst mit dem erwachenden Interesse am weiblichen Geschlecht nahm ich mich zusammen, lebte streng nach Kalorien, kurz FTH, also friss die Hälfte, und erreichte mein Idealgewicht. Zum Erhalt dieses trug auch der Wehrdienst bei, der mich mit vielen Märschen und Sport fit und schlank hielt. Auch nach meiner Militärzeit betrieb ich weiterhin Sport, wenn auch nur mäßig. Lief eine Zeitlang sogar regelmäßig 5.000 Meter, was mir allerdings keinen Spaß bereitete und mich enorme Überwindung kostete. Ein häufig beschriebenes Glücksgefühl konnte ich nicht nachempfinden, vielleicht auch deswegen, weil die Kilometerzahl nicht ausreichte, um die Glückshormone im Gehirn freizusetzen. 

 

Da machten mir Kraft- und Kampftraining schon mehr Spaß. Auch viele Wanderungen schufen einen Ausgleich und sorgten für Harmonie. So hielt ich mein Idealgewicht mühelos bis zu einem Alter von ca. 32 Jahren. Dann begann der Berufsstress, spätes hastiges Essen, Schokolade, Kuchen, Eis und abends zum Runterkommen Wein. Zwangsläufig zwang dies meine Waage, mir den Erfolg gnadenlos zu präsentieren. Irgendwie mochte die mich nicht. Ok, mit 30 kg Übergewicht, die ich mir in 10 Jahren anfutterte, war dann Schluss und ich hielt mein Gewicht so recht und schlecht, mal runter und dann wieder rauf. Immer wieder startete ich neue Versuche abzunehmen und schaffte auch jedes Mal etwa 10 kg. Doch mehr ging einfach nicht. Stillstand und ich nahm langsam wieder zu. Erst viele Jahre später, etwas zur Ruhe gekommen, schaffte ich es, ein akzeptables Gewicht zu erlangen, kein Idealgewicht, aber zufriedenstellend, für mich zumindest.

 

Was sagt dieser kleine Ausflug in mein Gewichtsleben aus? Er sagt nämlich viel aus über die Problematik an sich.

  1. Luftveränderungen, Urlaub und Änderungen der Gewohnheiten führen oft zu einem besseren Appetit.
  2. die Pubertät wirft den Hormonhaushalt durcheinander und führt einerseits dazu, den Babyspeck loszuwerden, andererseits bei Frustration durch Enttäuschungen in der Liebe zur Kompensation durch Fressorgien.
  3. Bewegung unterstützt die Regulierung des Körpergewichts, sollte aber nicht in Leistungssport ausarten. Abnehmen muss auch ohne ständigen Sport funktionieren, zumal nicht jeder Sport treiben kann.
  4. Gewöhnungseffekt nach Kuren: Der Körper stellt sich auf die veränderte Situation ein und eine weitere Gewichtsabnahme wird dadurch erschwert.
  5. Stress fördert ein unkontrolliertes Essverhalten, Körper und Geist gleiten in eine Imbalance ab.
  6. Harmonie und innere Zufriedenheit schaffen eine Balance zwischen Körper, Geist und Psyche. Kompensationen, egal durch was, sind nicht mehr nötig.

 

Und wenn dann mal die Pfunde wie fest getackert sind, ist es schwer, sie wieder loszuwerden. Neunmalkluge behaupten ja lapidar, Abnehmen sei eine reine Kopfsache. Superschlau, wie ich meine, ist nicht alles eine Kopfsache? Und ist es deswegen leichter? 

 

Diese Klugscheißer, die von Kopfsache und Wunderdiäten reden, haben nämlich keine Ahnung, wie es im Kopf einer übergewichtigen Person zugeht und warum sie dick ist. Tausend symptomatische Ratschläge, die jedes Mal die individuelle Kausalität ausblenden und daher nicht fruchten, zumindest nicht auf Dauer. Tausend Fehlschläge, die frustrieren.

 

Bei dieser Gelegenheit meine Mahnung: kaufen Sie bloß keine Appetitzügler, irgend welche Shakes oder sonstige „Wundermittel“, die Ihnen das Abnehmen erleichtern sollen. Wundermittel helfen nur einem, dem, der sie vertreibt. Bekämpfen Sie lieber die Ursachen!

 

Diese sind:

Gestörte Harmonie (in sich selbst und im biopsychosozialen Umfeld)

Ausgelöst durch:

  • Frustration
  • Depression
  • Lebenskrisen
  • negative Lebenseinstellung 
  • mangelnde Anerkennung 
  • mangelnde Zuwendung
  • Langeweile 
  • Stress
  • u.a.

 

Anmerkung: Stress und Kummer können sehr wohl auch das Gegenteil bewirken, nämlich dass beides auf den Magen schlägt und man nichts essen mag.

 

Begleitet werden die Auslöser häufig durch falsche Ernährung, mangelnde Bewegung und genetische Disposition. Die genetische Disposition können Sie zwar nicht beseitigen, ein harmonisches und zufriedenes Leben kann jedoch für ein Gleichgewicht im Geist und Gewicht sorgen. Zumal die Disposition meist nicht die Fettleibigkeit selbst ist, sondern die Vererbung einiger Auslöser.

 

Wer gerne aber vor allem viel isst, der versucht zu kompensieren, möchte sich belohnen, sich etwas Gutes tun und sich damit für die missliche Lage entschädigen, oft auch Langeweile unterbrechen und sich ablenken.

 

Schlimm wird es bei denjenigen, die ständig an Computerspielen hängen, sich kaum bewegen, außer die Finger, nebenbei Chips und anderes Junk Food in sich hineinstopfen und literweise Cola, Kaffee oder Energy-Drinks runterkippen.

 

Ein mit sich zufriedener Mensch in innerer Balance genießt und schlingt nicht, er lässt sich Zeit beim Essen und Trinken. Dazu gehört auch Respekt gegenüber der Nahrung und deren Herstellung. Fast Food kann man keinen Respekt zollen, denn Fast Food stellt eine Vergewaltigung der Nahrungsgrundstoffe dar. Ihr Gegenstück ist Slow Food. Slow Food sind Lebensmittel, die nach alter Tradition mit alten Sorten und Rassen sorgfältig und schonend hergestellt werden.

https://www.slowfood.de/ 

 

Tipps:

  • Diäten! Lassen die die Finger von den meisten Diäten, denn fast alle führen zu einem JoJo-Effekt. Sie verlieren zu Beginn zwar schnell einige Kilogramm, was einerseits erfreut, doch dann stagniert es, Sie verlieren die Geduld und nehmen schnell wieder zu. Zudem kann sich die Haut nicht so rasch an die verloren Fettpolster anpassen und hängt schlaff herunter. Nimmt man langsam ab, also jede Woche bis zu einem Kilogramm, kann sich die Haut straffen. Viele Diäten sind auch ungesund, weil sie zu Mangelerscheinungen und Ketoazidosen führen können.Diäten, die ich empfehlen kann:a) FDH: Friss die Hälfte. Eine kalorienreduzierte Ernährungsweise mit 1.200 bis 1.500 kcal pro Tag.b) Punktediät nach den Weight Watchers. Sie brauchen dazu nicht Mitglied zu werden, obwohl ein gegenseitiges Mutmachen anstachelt, die Diät durchzuhalten. Die Punkte können Sie sich aus dem Internet runterladen. Die Diät basiert einerseits auf Kalorienreduktion und andererseits auf gegenseitige Beeinflussung sowie Abhängigkeit der unterschiedlichen Nahrungsmittel. Die Diät ist gut durchdacht und gesund!c) Trennkost: Auch diese Diät ist sinnvoll, trennt sie doch eiweißhaltige Nahrung von Kohlehydrat reicher und erleichtert somit die Verdauung.

    d) Intervallfasten: Hierzu braucht man viel Disziplin und Willensstärke, denn man soll mindestens 16 Stunden keine Nahrung zu sich nehmen. Das bedeutet, von nachmittags 15:00 Uhr bis morgens 07:00 Uhr keine Nahrung und keine Getränke außer Wasser oder ungesüßten Tee zu sich nehmen.
    Das Intervallfasten basiert auf einem alten Sprichwort, das da lautet: Iss morgens wie ein Kaiser, mittags wie ein Fürst und abends wie ein Bettelmann.
    Und von den Chinesen kennt man den wertvollen Hinweis: Das Abendessen überlasse deinen Feinden!

    Nachteil: Auch bei diesen Diäten tritt ein Gewöhnungseffekt ein, manchmal nach 8, 10 oder vielleicht erst nach 12 Kilogramm Gewichtsreduktion. Sie müssen dann die Diät wechseln oder kombinieren.

 

  • Qualität der Nahrung. Unsere Konsumgesellschaft hat unsere Essgewohnheiten wie auch die Qualität der Lebensmittel stark beeinträchtigt. Alles muss schnell gehen,Zeit ist Geld, Grundstoffe sind teuer, die Margen für den Handel zu niedrig, Schnellrestaurants avancieren zum trendigen Treffpunkt und es ist „in“, sich mit Functional Food und Nahrungsergänzern einzudecken. Die meisten wissen nicht mehr, was gesunde Nahrung überhaupt ist und folgen den Anpreisungen der Werbung, die uns Junk Food schmackhaft machen will.

 

  • Essen Sie sich nie zur Gänze voll. Hastiges Essen führt dazu, dass das Sättigungsgefühlt zu spät einsetzt und man dann zu voll ist. Essen Sie in Ruhe und warten bis das Sättigungsgefühl einsetzt. Eine Untugend beim Essen ist, während man kaut bereits die nächste Gabel oder Löffel zu laden. Kauen Sie ausgiebig, schlucken und erst dann bereiten Sie den nächsten Happen zu.
    Essen sie nur noch 80 Prozent ihrer üblichen Portion. Schon die alten Ägypter im 1. Jahrtausend v. Chr. gaben folgende Essempfehlung: Der Mensch lebt von der Hälfte dessen, was er isst. Von der anderen Hälfte leben die Ärzte.

 

  • Beten vor dem Essen; Sie mögen lachen und mich jetzt für einen dogmatischen Christen halten. Weit gefehlt. Es dreht sich einzig um die tiefere Bedeutung. Vordergründig ist es der Dank an Gott für die Gaben, tatsächlich handelt es sich um die Loskoppelung vom Alltag, der sich störend auf die Verdauung auswirkt. Sinn ist es, sich auf das Essen zu konzentrieren, diesem Respekt zu zollen und es langsam zu verzehren. Man sollte eben keine Probleme des Alltags durchkauen, sondern die Lebensmittel. Lebensmittel, die man lernen soll zu schmecken. Die meisten von uns haben das verlernt, sind verdorben durch Geschmacksverstärker, Zucker (dient auch als Geschmacksverstärker) und Aromen. Das geht soweit, dass vielen die Erdbeere aus dem Garten fad erscheint im Gegensatz zu dem Erdbeerjoghurt, in dem nie eine Erdbeere war.

 

  • Arbeiten Sie an der Verbesserung ihres biopsychosozialen Umfelds und betreiben sie Mentalhygiene.
    Das bedeutet:
    a) Meiden Sie Personen, die ihnen nicht gut tun. Dazu zählen Leute, die Sie dauernd bevormunden und erziehen wollen.
    b) Machen Sie ihre Entscheidungen nicht von der Meinung anderer anhängig. Bleiben Sie authentisch und haben Mut, Sie selbst zu sein.
    c) Betreiben Sie sorgfältig und ehrlich eine Selbstanalyse und entwerfen Sie ein Bild ihres ICH-Ideals, das Sie visualisieren und beginnen schrittweise zu verwirklichen.
    d) Nehmen Sie sich Zeit, hetzen Sie nicht.
    e) Analysieren sie Stresssituationen, deren Auslöser und Möglichkeiten, diese abzustellen.
    f) Genuss statt Muss: lernen Sie zu genießen. Essen Sie lieber weniger, dafür bessere Qualität und lassen Sie jede Mahlzeit zu einem Ritual werden. https://fachportal-gesundheit.de/genussmittelliste/
    g) Arbeiten Sie an ihrem Selbstvertrauen und machen sich nicht abhängig von der Kritik anderer. Und nehmen Sie sich vor allem nicht die angeblich „Schönen“ aus Hochglanz-Magazinen, Filmen oder Fernsehen zum Vorbild, denn deren Aussehen ist meist Fassade und deren Figur ist deren Beruf und bedarf stundenlanges Training pro Tag und viele Entbehrungen.
    h) Schaffen Sie sich Frei- und Ruheräume, wo Sie entspannen können.
    i) Informieren Sie sich, seien Sie wachsam, skeptisch und hinterfragen angebliche Standards. Zu letzteren gehört auch der BMI (Body-Maß-Index).
    j) beschäftigen Sie sich mit sinnvollen Dingen, die Sie fördern und nicht mit Sachen, Spielen, Filmen und sonstigem, die sie aufregen, ihnen eine konstruierte Welt vorgaukeln und Sie eher betäuben, als die Realität zu sehen.

 

  • Machen Sie sich nicht verrückt, indem Sie sich jeden Tag auf die Waage stellen. Es reicht wenn Sie dies 1-2 Mal die Woche tun.

 

  • Meiden Sie folgende Lebensmittel: jede Art von Wurst, Leberkäse, Schokolade, Kuchen, Kekse, Müsli- oder sonstige Riegel, Bonbons, Limonaden, Süßstoff, Bier, Cocktails, Smoothies, Fruchtsäfte (der so beliebte O-Saft zum Frühstück ist keineswegs zu empfehlen), Hülsenfrüchte, Fast und Junk Food, Schnellgerichte, Döner, Kebap, Toastbrot, Vollkornmüsli, Vollkornbrot, Cornflakes, Hühner-, Puten- und Kalbfleisch, Haferflocken, Schmelzkäse, Margarine, Billigöle (am besten ist gutes Olivenöl) und alle Light-Produkte.

 

  • Warten Sie nicht bis Sie Heißhunger bekommen, denn dann ist es sehr schwer sich zu zügeln. Wenn sich zwischen den Mahlzeiten ein Hungergefühl bemerkbar macht, essen Sie einen Apfel, einige Karotten oder Tomaten, jedoch nicht mehr nach 14 Uhr, denn dann kann Rohkost eher zu Blähungen führen. Greifen Sie nach 14 Uhr lieber zu einer Scheibe Knäckebrot und kauen diese langsam.

 

  • Trinken Sie viel, also 2-3 Liter, damit die beim Abnehmen anfallenden Stoffwechselschlacken besser ausgeschieden werden können. Beginnen und beenden Sie den Tag mit einem Glas stillen Wasser. Trinken Sie tagsüber nur stilles Wasser oder besser noch Grüntee (mindestens 1 Liter), dessen Bitterstoffe die Fettverbrennung erhöhen. Lassen Sie den Tee aber lange ziehen. Die Chinesen gießen ihn sogar mehrfach auf und lassen die Blätter in ihrer Trinkflasche. Aber mehr als zweimal würde ich den Tee nicht aufgießen. Wichtig ist auch, den Grüntee mit Wasser aufzugießen, das nicht heißer als maximal 80 °C ist. Ich nehme 60°C heißes Wasser.

 

  • Glauben Sie nicht all den wundersamen Theorien von Fettburnern und anderen Wundermitteln, die angeblich nur, ich betone nur, in hohen Dosierungen wirksam wären und man sie daher über Nahrungsergänzer einnehmen müsse. Der Weg des Abnehmens muss über eine durchdachte Ernährung führen und darf nicht von käuflichen Produkten abhängig gemacht werden.

 

Andreas Gruss
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