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Fruktoseintoleranz verstehen: Wenn gesunde Früchte Beschwerden auslösen

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📦 Fruktoseintoleranz – Das Wichtigste in Kürze

Thema Kurzinfo
Was ist Fruktoseintoleranz? Eine Störung der Fruchtzuckeraufnahme im Dünndarm.
Hauptformen 1️⃣ Hereditäre Fruktoseintoleranz (genetisch)
2️⃣ Intestinale Fruktosemalabsorption (erworben)
Häufige Symptome Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfall, Müdigkeit
Diagnose H₂-Atemtest beim Arzt
Therapie Fruktosearme Ernährung & Darmaufbau
Prognose Gute Kontrolle durch Ernährungsanpassung möglich

 

🩺 Was genau ist eine Fruktoseintoleranz?

Fructoseintoleranz bedeutet, dass dein Körper Fruchtzucker (Fruktose) nicht richtig aufnehmen oder verarbeiten kann. Fruktose kommt in vielen gesunden Lebensmitteln vor – etwa in Obst, Honig und Fruchtsäften, aber auch in verarbeiteten Produkten wie Softdrinks, Müsliriegeln oder Light-Produkten.

🗣️ „Nicht das Obst ist das Problem – sondern die Art, wie unser Körper es verarbeitet.“
– Ernährungsmediziner Prof. Andreas Pfeiffer (Charité Berlin)

Es gibt zwei unterschiedliche Formen, die sich deutlich voneinander unterscheiden:

⚬ Hereditäre Fruktoseintoleranz (HFI)

Diese seltene, angeborene Stoffwechselstörung wird durch eine Genmutation verursacht. Betroffene können Fruktose, Saccharose und Sorbit überhaupt nicht abbauen.
Schon kleine Mengen können schwere Symptome wie Unterzuckerung, Erbrechen oder Leberschäden auslösen.

➡️ Wichtig: Wer an HFI leidet, muss Fruktose lebenslang komplett meiden. Eine genetische Testung schafft hier Klarheit.

⚬ Intestinale Fruktosemalabsorption

Diese Form betrifft bis zu 30 % der Bevölkerung in unterschiedlicher Ausprägung (Quelle: DGE).
Hier liegt die Ursache im Dünndarm, wo der Transporter (GLUT-5) für Fruktoseaufnahme eingeschränkt arbeitet.
Die Folge: Fruktose gelangt unverdaut in den Dickdarm – dort vergären Bakterien den Zucker, was zu Gasbildung und Beschwerden führt.

 

🧫Was passiert bei einer Fruktoseintoleranz im Körper?

Fruktoseintoleranz

Die Pathophysiologie beschreibt, was bei einer Fruktoseintoleranz auf molekularer und physiologischer Ebene im Körper geschieht. Obwohl die Symptome meist „nur“ den Verdauungstrakt betreffen, steckt ein komplexes Zusammenspiel aus Transportmechanismen, Enzymaktivität und Darmmikrobiom dahinter.

🧬 1. Transportstörung im Dünndarm

Fruktose wird im Dünndarm über spezielle Transportproteine aufgenommen – insbesondere über den GLUT-5-Transporter, der sich in der Zellmembran der Enterozyten (Darmzellen) befindet.

➡️ Bei einer Fruktosemalabsorption ist die Funktion oder Anzahl dieser Transporter vermindert, was dazu führt, dass nicht genug Fruktose ins Blut gelangt.

Die nicht resorbierte Fruktose wandert weiter in den Dickdarm, wo sie von Darmbakterien vergoren wird. Dabei entstehen Gase (Wasserstoff, Methan, Kohlendioxid) und kurzkettige Fettsäuren – diese Prozesse sind hauptverantwortlich für:

  • Blähungen
  • Völlegefühl
  • Krämpfe
  • Durchfall

💡 Fakt: Studien zeigen, dass GLUT-5-Aktivität durch Entzündungen, Stress und eine gestörte Darmflora weiter abnimmt (Jones et al., Nutrients, 2021).

⚙️ 2. Veränderungen im Mikrobiom

Die Darmflora spielt bei der Fruktoseintoleranz eine entscheidende Rolle.
Überschüssige Fruktose dient im Dickdarm als Nährstoffquelle für bestimmte Bakterien, insbesondere für Gärungskeime wie Clostridium und Bacteroides.

Diese Mikroben bilden Gase und Säuren, die die Darmschleimhaut reizen und das Mikrobiom-Gleichgewicht verschieben können. Das kann langfristig zu einem sogenannten „Leaky Gut“ (durchlässiger Darm) führen – einer erhöhten Permeabilität der Darmwand.

➡️ Das wiederum kann systemische Symptome wie Müdigkeit, Kopfschmerzen oder Hautprobleme erklären, die viele Betroffene berichten.

🧠 3. Fruktose und das Nervensystem

Interessanterweise steht der Darm über den Vagusnerv in engem Austausch mit dem Gehirn („Darm-Hirn-Achse“).
Eine gestörte Fruktoseaufnahme kann daher auch neurovegetative Symptome auslösen, z. B. Reizbarkeit, Konzentrationsschwierigkeiten oder Stimmungsschwankungen.

🧩 „Der Darm kommuniziert mit dem Gehirn – und eine überlastete Verdauung kann sich direkt auf das Wohlbefinden auswirken.“
– Dr. med. Julia Enders, Darm mit Charme

⚖️ 4. Stoffwechselaspekte

Bei der hereditären Fruktoseintoleranz (HFI) liegt der Fehler nicht im Transport, sondern im Abbauweg der Fruktose in der Leber.
Hier fehlt das Enzym Aldolase B, das Fruktose-1-Phosphat spalten sollte.

Folge:

  • Fruktose-1-Phosphat reichert sich in der Leber an → hemmt den Glukosestoffwechsel
  • Es kann zu Hypoglykämien (Unterzuckerung), Lebervergrößerung, Übelkeit und im Extremfall Leberschäden kommen

➡️ Deshalb ist bei HFI eine strikte Fruktosemeidung lebenswichtig. Schon geringe Mengen Fruchtzucker (z. B. in Säften oder Babybrei) können gefährlich sein.

🔄 5. Zusammenfassung in der Übersicht

Pathophysiologischer Mechanismus Folge im Körper Typische Symptome
Verminderte GLUT-5-Transporteraktivität Fruktose gelangt in den Dickdarm Blähungen, Durchfall
Bakterielle Gärung Gasbildung & Schleimhautreizung Bauchschmerzen, Druckgefühl
Dysbiose / Leaky Gut Entzündung & erhöhte Durchlässigkeit Müdigkeit, Hautprobleme
Enzymdefekt (Aldolase B) bei HFI Fruktose-Stoffwechsel blockiert Hypoglykämie, Übelkeit, Leberschäden

⚠️ Warnhinweis

  • Nicht jede Fruktoseunverträglichkeit ist gleich. Eine Selbstdiagnose ohne ärztliche Tests kann dazu führen, dass wichtige Nährstoffe unnötig gemieden werden.
  • Langfristig fruktosearme Ernährung ohne Ausgleich kann Mangel an Folsäure, Zink und Vitamin C verursachen.
  • Eine ärztliche Begleitung oder Ernährungsberatung mit FODMAP-Erfahrung wird dringend empfohlen.

 

🚨 Symptome – wie sich Fruktoseintoleranz bemerkbar macht

Die Symptome können leicht bis stark variieren und hängen oft von der aufgenommenen Fruktosemenge ab.

Typische Beschwerden:

  • 💨 Blähungen & Völlegefühl
  • 🤕 Bauchschmerzen & Krämpfe
  • 🚽 Durchfall oder weicher Stuhl
  • 😴 Müdigkeit, Konzentrationsprobleme
  • 😟 Reizdarmähnliche Beschwerden
  • 🧏‍♀️ Kopfschmerzen oder Hautprobleme (in Einzelfällen)

📌 Achtung: Oft bestehen Wechselwirkungen mit anderen Zuckerarten, etwa Sorbit (in Light-Produkten) oder Laktose, die die Symptome verstärken können.

 

🔬 Diagnose – Wie wird Fruktoseintoleranz festgestellt?

Der Goldstandard ist der Wasserstoff-Atemtest (H₂-Atemtest). Dabei trinkst du eine definierte Fruktoselösung.
Steigt der Wasserstoffgehalt in der Atemluft deutlich an, zeigt das, dass Fruktose im Dickdarm vergoren wird.

🧾 Weitere Möglichkeiten:

  • Blutuntersuchung zur Ausschlussdiagnose anderer Intoleranzen
  • Stuhltests zur Darmfloraanalyse
  • Genetische Tests bei Verdacht auf HFI

 

🥦 Ernährung bei Fruktoseintoleranz

Die Ernährung ist der Schlüssel zu einem beschwerdefreien Alltag. Wichtig ist, nicht alles zu verbieten, sondern die individuelle Toleranzgrenze herauszufinden.

🥗 Empfehlenswerte Lebensmittel

Kategorie Beispiele
Gemüse Zucchini, Brokkoli, Spinat, Gurke
Obst (in kleinen Mengen) Banane, Beeren, Zitrusfrüchte
Kohlenhydrate Reis, Haferflocken, Kartoffeln
Eiweißquellen Fleisch, Fisch, Eier, Tofu
Milchprodukte Naturjoghurt, Käse, Quark

 

🚫 Weniger geeignete Lebensmittel

Kategorie Beispiele
Fruchtzuckerreiches Obst Apfel, Birne, Mango, Traube
Süßungsmittel Honig, Agavendicksaft, Sorbit, Maissirup
Getränke Fruchtsäfte, Softdrinks, Smoothies
Fertigprodukte Müsliriegel, Light-Produkte, Instantsoßen

 

💡 Praktische Tipps aus der Ernährungspraxis

  • 🍽️ Kombiniere Fruktose mit Glukose (z. B. etwas Traubenzucker zum Obst) → verbessert Aufnahme.
  • 🕒 Kleinere Mahlzeiten belasten den Darm weniger.
  • 📓 Ernährungstagebuch hilft, persönliche Toleranzgrenzen zu erkennen.
  • 🌿 Probiotika und eine gesunde Darmflora unterstützen die Verdauung.
  • 🚱 Achtung bei Light-Produkten: Sorbit & Xylit wirken oft stärker als Fruktose selbst!

 

⚠️ Risiken, Wechselwirkungen & kritische Hinweise

  • Nicht jede „fruktosefreie Diät“ ist gesund. Wenn Fruchtzucker komplett gemieden wird, fehlen oft Ballaststoffe, Antioxidantien und Vitamine.
  • Fruktosearme Ernährung kann zu Dysbiose führen, wenn die Darmflora nicht ausgeglichen bleibt (Studie: Gastroenterology, 2018).
  • Wechselwirkung mit Medikamenten: Manche Präparate enthalten Sorbit oder Fruktose als Hilfsstoff – immer die Packungsbeilage prüfen!
  • Kinder & Schwangere sollten eine Fruktoseintoleranz nur unter ärztlicher Begleitung diätisch behandeln.

 

🍬 Zuckerersatzstoffe bei Fruktoseintoleranz – Was du wirklich wissen solltest

 

Wenn du an einer Fruktoseintoleranz leidest, denkst du vielleicht zuerst: „Dann nehme ich eben Süßstoffe oder Zuckeraustauschstoffe – die enthalten ja keine Fruktose.“
Leider ist es nicht ganz so einfach. Denn nicht jeder Ersatzstoff ist automatisch verträglich oder harmlos für den Darm.

⚖️ Unterschied zwischen Süßstoffen und Zuckeraustauschstoffen

Süßstoffe (wie Aspartam, Sucralose oder Stevia) sind extrem süß, enthalten praktisch keine Kalorien und werden meist nicht verstoffwechselt – sie passieren den Darm unverändert.

Zuckeraustauschstoffe (z. B. Sorbit, Xylit, Erythrit, Maltit) dagegen sind mehrwertige Alkohole (Polyole), die teilweise resorbiert und im Dickdarm vergoren werden – was bei empfindlichen Menschen schnell zu Blähungen und Durchfall führt.

🚫 Besonders problematisch: Sorbit (E 420)

Sorbit (auch Sorbitol genannt) ist der wichtigste „Trigger“ bei Fruktoseintoleranz.
Es wird in vielen zuckerfreien Produkten eingesetzt – z. B. in Kaugummis, Bonbons, „light“-Produkten und sogar in manchen Medikamenten oder Vitaminpräparaten.

👉 Das Problem: Sorbit nutzt im Dünndarm denselben Transportweg wie Fruktose (GLUT-5).
Wenn also Sorbit im Darm vorhanden ist, hemmt es die Fruktoseaufnahme zusätzlich – und verstärkt die Beschwerden massiv.

⚠️ Warnung: Selbst geringe Mengen Sorbit können bei empfindlichen Menschen zu starken Verdauungsbeschwerden führen.
Besonders tückisch: Es versteckt sich oft in Zutatenlisten als E 420, Sorbitol, Sorbit, Sorbitan oder Sorbitlösung.

😬 Auch andere Zuckeralkohole können Probleme machen

Neben Sorbit sind auch Xylit (E 967), Mannit (E 421), Isomalt (E 953) und Maltit (E 965) häufig schlecht verträglich, da sie im Dickdarm vergoren werden und ähnlich wie Fruktose Gase und Säuren bilden.

Typische Reaktionen:

  • Völlegefühl
  • Blähungen
  • Bauchkrämpfe
  • weicher Stuhl oder Durchfall

🧪 Studienlage: Laut einer Arbeit im World Journal of Gastroenterology (2019) zeigen rund 70 % der Fruktosemalabsorber auch eine Empfindlichkeit auf Sorbit und andere Polyole.

 

✅ Besser verträgliche Alternativen

Zum Glück gibt es ein paar Süßstoffe, die keinen Einfluss auf den Fruktose-Stoffwechsel haben und bei den meisten Betroffenen gut verträglich sind:

Süßstoff / Ersatzstoff Eigenschaften Verträglichkeit bei Fruktoseintoleranz
Stevia (E 960) Natürlich, kalorienfrei, kein Einfluss auf Blutzucker ✅ Sehr gut verträglich
Erythrit (E 968) Wird größtenteils unverändert ausgeschieden ✅ Meist gut verträglich
Aspartam (E 951) Intensiv süß, enthält keine Fruktose ✅ In Maßen gut verträglich (außer bei Phenylketonurie)
Sucralose (E 955) Hitze- und lagerstabil, keine Fermentation ✅ Gut verträglich
Saccharin (E 954) Klassiker unter den Süßstoffen ✅ Meist unproblematisch

💡 Tipp: Wenn du empfindlich reagierst, teste neue Süßstoffe einzeln und in kleinen Mengen. Jeder Darm reagiert individuell.

 

🧠 Kritisch hinterfragt: „Natürlich“ heißt nicht immer „besser“

Viele greifen bei Fruktoseintoleranz zu „natürlichen“ Alternativen wie Agavendicksaft, Honig oder Kokosblütenzucker – in der Annahme, das sei gesünder.
Doch genau das Gegenteil ist der Fall:

➡️ Diese Produkte enthalten besonders viel freie Fruktose und sind daher ungeeignet.

Beispiele:

  • Agavendicksaft: bis zu 90 % Fruktoseanteil
  • Honig: etwa 40 % Fruktose
  • Kokosblütenzucker: ca. 35 % Fruktose

❌ Fazit: Auch wenn sie „natürlich“ sind – bei Fruktoseintoleranz wirken sie wie purer Fruchtzucker.

 

🥄 Praktische Tipps im Alltag

  • Lies immer die Zutatenlisten: Achte auf Endungen wie -ol (Sorbitol, Mannitol, Xylitol …), sie deuten auf Zuckeralkohole hin.
  • Verwende Stevia oder Erythrit zum Süßen von Getränken oder Speisen.
  • Vermeide „zuckerfreie“ Bonbons oder Kaugummis – sie enthalten fast immer Sorbit oder Maltit.
  • Führe ein Beschwerde-Tagebuch: Notiere, wann du welche Produkte isst und wie du reagierst.
  • Achte auf versteckte Fruktosequellen in Vitaminpräparaten, Hustensäften oder Zahnpasta.

 

📌 Kurz zusammengefasst

Kategorie Beispielstoffe Wirkung bei Fruktoseintoleranz
❌ Zuckeraustauschstoffe (Polyole) Sorbit, Mannit, Xylit, Maltit oft schlecht verträglich, fördern Gärung
⚠️ Natürliche Süßungsmittel Honig, Agavendicksaft, Kokosblütenzucker hoher Fruktoseanteil – meiden
✅ Süßstoffe ohne Fruktoseeffekt Stevia, Erythrit, Sucralose, Aspartam meist gut verträglich

 

🧬 Wissenschaftlich betrachtet

  • Der GLUT-5-Transporter ist für die Aufnahme von Fruktose im Dünndarm verantwortlich.
  • Studien zeigen, dass Stress und Darmdysbiose die Fruktoseaufnahme weiter verschlechtern können.
  • Darmaufbau durch Ballaststoffe, Probiotika und regelmäßige Bewegung kann die Verträglichkeit langfristig verbessern.

📚 Studie: „Dietary fructose intolerance, fructan intolerance and FODMAPs“ – Gibson & Shepherd, J Gastroenterol Hepatol, 2010

 

 

💊 Nahrungsergänzungsmittel bei Fruktoseintoleranz

🧬 1. Enzympräparate mit Xylose-Isomerase

Diese Präparate sind derzeit die einzige gezielte Option, um die Fruktoseverdauung aktiv zu verbessern.

Wirkprinzip:
Das Enzym Xylose-Isomerase wandelt im Dünndarm Fruktose in Glukose um – eine Zuckerform, die über andere Transporter (GLUT-2) viel leichter aufgenommen wird.

👉 Dadurch gelangt weniger Fruktose in den Dickdarm, wo sie normalerweise Gärung und Beschwerden verursacht.

Beispiele für Präparate:

  • Fructaid®
  • Fructosin®
  • FructoZym®

Anwendung:

  • Wird vor fructosehaltigen Mahlzeiten eingenommen
  • Besonders hilfreich bei leichten bis mittleren Formen der Fruktosemalabsorption

🧪 Studie: Laut einer Untersuchung im World Journal of Gastroenterology (2017) kann Xylose-Isomerase die Wasserstoffproduktion im Atemtest (Marker für Fruktosevergärung) deutlich senken – was auf eine verbesserte Fruktoseaufnahme hinweist.

Wichtig:
Bei der hereditären Fruktoseintoleranz (HFI) sind diese Enzyme nicht geeignet! Hier besteht eine strikte Fruktosevermeidungspflicht, da der Stoffwechseldefekt in der Leber liegt, nicht im Dünndarm.

 

🌿 2. Probiotika und Präbiotika

Fruktoseintoleranz

Da bei Fruktoseintoleranz häufig eine gestörte Darmflora (Dysbiose) besteht, können Probiotika helfen, das Gleichgewicht wiederherzustellen.
Ein gesunder Darm mit vielfältigen Bakterienstämmen kann Gärungsprozesse und Blähungen deutlich reduzieren.

Sinnvolle Stämme:

  • Lactobacillus rhamnosus GG
  • Bifidobacterium lactis
  • Lactobacillus plantarum

Ergänzend hilfreich:

  • Präbiotische Ballaststoffe wie resistente Stärke oder Akazienfaser – sie fördern „gute“ Darmbakterien, nicht aber die gasbildenden Gärungskeime.

💡 Tipp: Verwende fruktosefreie Probiotika (ohne Inulin, Fructooligosaccharide oder Sorbit) – viele Standardpräparate enthalten leider diese Zusätze.

 

⚙️ 3. Vitamin- und Mineralstoffergänzung

Da Menschen mit Fruktoseintoleranz oft bestimmte Obst- und Gemüsesorten meiden, kann es langfristig zu Mikronährstoffmängeln kommen:

Nährstoff Mögliche Ursache Symptome bei Mangel
Folsäure (B9) Reduzierter Obstverzehr Müdigkeit, Reizbarkeit, Schleimhautprobleme
Zink Entzündete oder gereizte Darmschleimhaut Hautprobleme, Infektanfälligkeit
Vitamin C Weniger frisches Obst Schwaches Immunsystem, Wundheilungsstörungen

Empfehlung:

  • Ergänzung mit Zink (10–15 mg/Tag) und Folsäure (400 µg/Tag) kann sinnvoll sein
  • Vitamin C bevorzugt in gepufferter Form (z. B. Calciumascorbat), um die Schleimhaut zu schonen

 

🧠 4. L-Glutamin für die Darmschleimhaut

L-Glutamin ist eine Aminosäure, die als Hauptenergiequelle für Darmzellen dient.
Sie kann helfen, die Darmschleimhaut zu regenerieren und die Barrierefunktion zu stärken – besonders wichtig bei Leaky-Gut-ähnlichen Zuständen, die oft mit Fruktoseintoleranz einhergehen.

Dosierung:

  • 5–10 g täglich auf nüchternen Magen (z. B. in Wasser eingerührt)
  • Ideal als Kur über 4–6 Wochen

🧪 Studienlage: Eine Metaanalyse in Clinical Nutrition (2020) zeigt, dass L-Glutamin bei Patienten mit Reizdarm oder erhöhter Darmpermeabilität die Schleimhautbarriere signifikant verbessern kann.

 

🍀 5. Pflanzliche Unterstützung für die Verdauung

Einige Heilpflanzen können Blähungen und Gärungsbeschwerden mildern, ohne die Fruktoseaufnahme direkt zu beeinflussen:

  • Pfefferminzöl → krampflösend, blähungslindernd
  • Kümmel & Fenchel → fördern die Magen-Darm-Bewegung
  • Artischockenextrakt → regt die Galle und Leber an (wichtig bei gestörter Verdauung von Zucker und Fetten)

Beispielpräparat:
👉 Iberogast® classic oder Carmenthin® (Pfefferminz-/Kümmelöl-Kapseln)

⚠️ Warnhinweise & Wechselwirkungen

  • Bei hereditärer Fruktoseintoleranz (HFI) sind viele Nahrungsergänzungsmittel gefährlich, da sie versteckte Fruktose enthalten können (z. B. Sorbit, Fructose, Inulin, FOS).
  • Achte bei jedem Präparat auf „fruktosefrei“ / „ohne Zuckeralkohole“.
  • Bei gleichzeitiger Einnahme von Medikamenten (z. B. Antibiotika, Antazida oder Eisenpräparaten) können Probiotika oder Enzyme in ihrer Wirkung beeinflusst werden.
  • Im Zweifel immer mit einem Arzt oder Ernährungsmediziner absprechen.

 

 

🌿 Fazit

Fruktoseintoleranz ist keine Krankheit, sondern eine Funktionsstörung, die man gut in den Griff bekommen kann.
Mit einer bewussten Ernährung, einem gesunden Darmmilieu und etwas Geduld lässt sich wieder ohne Angst genießen – ganz nach dem Motto:

🍎 „Nicht alles, was süß ist, tut auch gut – aber vieles kann man lernen, wieder zu vertragen.“

 

❓ FAQ – Häufig gestellte Fragen zur Fruktoseintoleranz

  1. Ist Fruktoseintoleranz heilbar?
    Nein, aber die Beschwerden können durch Ernährungsanpassung stark reduziert werden.
  2. Wie unterscheidet sich Fruktosemalabsorption von HFI?
    HFI ist genetisch bedingt und gefährlich, Fruktosemalabsorption dagegen erworben und ungefährlich.
  3. Kann ich trotzdem Obst essen?
    Ja – Beeren, Bananen oder Zitrusfrüchte sind meist gut verträglich.
  4. Wie lange dauert es, bis sich der Darm erholt?
    Oft 4–8 Wochen konsequente Ernährungsumstellung.
  5. Gibt es Medikamente gegen Fruktoseintoleranz?
    Nein, aber Enzympräparate und Probiotika können unterstützen.
  6. Kann Stress die Symptome verschlimmern?
    Ja! Stress verändert die Darmdurchblutung und Bakterienzusammensetzung.
  7. Ist Fruktoseintoleranz vererbbar?
    Nur die hereditäre Form (HFI) wird genetisch weitergegeben.
  8. Wo finde ich Unterstützung?
    Bei Ernährungsfachkräften, der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) oder Selbsthilfegruppen.

 

 

 

📚 Quellen und weiterführende Infos

Steffen Gruss

Hallo, mein Name ist Steffen Gruß. Ich bin Heilpraktiker und beschäftige mich seit gut 20 Jahren mit den Themen Gesundheit, alternative Medizin und Ernährung. Neben der eigenen Praxis, gebe ich mein Wissen und die Erfahrungen in Seminaren, Workshops und Vorträgen weiter. Auf diesem Fachportal veröffentliche ich regelmäßig neue Beiträge und informiere Interessierte darüber, welche Möglichkeiten es gibt, seiner Gesundheit etwas Gutes zu tun.

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