Rosmarin – Mehr als nur ein Küchenkraut
Rosmarin (lat. Rosmarinus officinalis)
Rosmarin ist den meisten aus der mediterranen Küche bekannt. Dabei handelt es isch bei der Pflanze um einen würzig riechenden und immergrünen Strauch, der bis zu zwei Meter hoch werden kann. 2011 erhielt der Rosmarin sogar die Auszeichnung zur Heilpflanze des Jahres. Maßgebend dafür waren die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten sowie das große Wirkstoffspektrum der Pflanze.
Weitere Namen:
Anthoskraut, Gedenkemein, Kranzkraut, Kranzenkraut, Mariae Reinigungskraut, Meertau, Weihrauchkraut
Geschichte, Aberglaube & Volksbrauchtum
- Der Name „Rosmarin“ ist lateinisch und bedeutet „Tau des Meeres“.
- Im 1. Jahrhundert wurde der Rosmarin von Dioskurides und von Plinius „libanotis“ oder „rosmarinus“ genannt. Dioskurides schrieb ihm erwärmende Kraft zu und empfahl seine Anwendung gegen Gelbsucht und als Zusatz zu kräftigenden Salben.
- Rosmarin ist ein Symbol für Treue und Liebe. Schon im antiken Griechenland wurde das würzige Gewächs der Liebesgöttin Aphrodite geweiht. Früher trugen Hochzeitspaare ein Sträußchen oder Kränzchen mit Rosmarinzweigen. Es versprach eine glückliche Ehe
- bei Bestattungen legten die Trauernden einst einen Rosmarinzweig auf den Sarg.
- in Deutschland trugen Bräute lange Zeit einen Rosmarinkranz, bevor die Myrte in Mode kam.
- Die Ägypter gaben ihren Toten Rosmarinzweige in die Hände, um die Reise in das Land der unsterblichen Seelen mit ihrem Duft zu versüßen
- Zweige des Rosmarins wurden kleinen Kindern in die Wiege gelegt, um sie zu schützen. Bräute wurden mit dem Rosmarin geschmückt und auch Gräbern diente er zum Schmuck. So stand der ganze Lebenslauf im Zeichen des Rosmarins.
- Im ersten nachchristlichen Jahrhundert wurde der Rosmarin von Mönchen in Mitteleuropa eingeführt. In den damaligen Klöstern galt er als wichtige Heilpflanze.
- Als „Ungarischer Königinnengeist“ oder „Ungarisches Wasser“ wurde ätherisches Rosmarin-Öl in Weingeist gelöst zu einem der ersten Parfums. Angeblich verhalf es der gelähmten 72-jährigen Königin von Ungarn zu so großer Jugend und Schönheit, dass der König von Polen um ihre Hand anhielt.
- In der Antike galt Rosmarin als aphrodisierende Pflanze und war Bestandteil von erotischen Badezusätzen
Rosmarin – Inhaltstoffe
- Ätherisches Öl mit Terpenen (2,5% ): 1,8-Cineol, α-Pinen, Campher, Camphen, β-Pinen, Borneol, iso-Bornylacetat, Limonen, Linalool, 3-Octanon, Terpineol, Verbinol, p-Cymen
- bittere Diterpene (Carnosol, Rosmanol, Rosmadial, Picrosalvin)
- Triterpene und Steroide (α-Amyrin, β-Amyrin, Betulin, Oleanol- und Ursolsäure)
- Phenolcarbonsäuren (Rosmarinsäure)
- Labiatengerbstoffe (Depside, Kaffeesäure)
- Flavonoide und ihre Glykoside (Diosmetin, Luteolin, Genkwanin)
- Harz
Durch die in den Blättern enthaltenen Inhaltsstoffe, hat der Rosmarin folgende Wirkungen:
- tonisierend
- schmerzstillend
- entzündungshemmend
- krampflösend
- antibakteriell
- entspannend
- beruhigend
- durchblutungsfördernd
Bei folgenden Erkrankungen oder Beschwerden hat sich der Rosmarin aufgrund der Inhaltsstoffe bewährt:
- leichte Verdauungsbeschwerden
- nervöse Unruhezustände
- Erschöpfung
- Migräne
- Zahnfleischentzündungen
- Mund- und Rachenentzündungen
- Durchblutungsstörungen
- Muskelbeschwerden
- Rheumatische Beschwerden
Wirkung des Rosmarin auf unseren Körper
Rosmarin gilt schon seit der Antike als traditionelles Heilmittel und wird bei zahlreichen Beschwerden angewandt.
Rosmarin bei Bakterien, Entzündungen und Viren
Rosmarinöl kann gegen Bakterien, Pilze und Viren wirken und hat eine sowohl antioxidative, wie auch eine schwach entzündungshemmende Wirkung. In der überlieferten Volksmedizin legte man früher Umschläge mit Rosmarinauszügen auf schlecht heilenden Wunden und Entzündungen.
Selbst lästige Herpesviren sollen empfindlich auf Rosmarinöl (wahrscheinlich durch die in den Blättern enthaltene Rosmarinsäure) reagieren
Als Konservierungsmittel und Oxidationsschutz in Lebensmitteln ist Rosmarin ebenfalls weit verbreitet.
Krampflösend und schmerzlindernd
Rosmarinöl ist ideal um Krämpfen zu lösen. Aus diesem Grund ist das Öl ein wichtiger Bestandteil unzähliger Öle oder Einreibungen, welche bei Beschwerden des Bewegungsapparates und bei Muskelhartspann zur Schmerzlinderung benutzt werden. Auch bei lästigen Kopfschmerzen war es lange Zeit ein beliebtes Mittel.
Innerlich hilft das Öl dabei, Krämpfe im Verdauungstrakt zu lindern und fördert den Gallenfluss.
Durchblutungsfördernd
Äußerlich angewandt stimuliert Rosmarinöl die Durchblutung der Haut, aber auch der Koronargefäße.
Kann auch als Zusatz für ein Badeöl eingesetzt werden, um den Kreislauf zu aktivieren.
Karminativum und Magenmittel
Die im Rosmarin enthaltenen Bitterstoffe regen die Gallenproduktion und die Produktion von Verdauungssäften an. Dies verbessert die Verdauung, entspannt den Verdauungstrakt, kann Blähungen und Völlegefühl entgegenwirken und fördert den Appetit.
Aktivierend
In der Aromatherapie wird Rosmarinöl aufgrund seiner aktivierenden, konzentrationsfördernden und ausgleichenden Wirkung sehr geschätzt.
Rosmarin in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM)
Die Pflanze soll regulierend auf das Qi wirken und wird vor allem mit den Organen Herz, Leber, Milz und Darm in Bezug gesetzt. In der TCM wird der Rosmarin daher vor allem bei Durchblutungsstörungen, Depressionen, Verdauungsproblemen, Reizdarm sowie bei Parkinson und Katarrhen angewendet.
Nebenwirkungen und Gegenanzeigen
Trotz seiner vielen guten Inhaltstoffe, sollte auch der Rosmarin mit Bedacht verwendet werden und es gibt ein paar sachen auf die zu achten ist.
- Rosmarinöl sollte nur in verdünnter Form verwendet werden.
- Äußerlich keine Extrakte einsetzen, die mehr als 6% des ätherischen Öls enthalten.
- erwenden Sie Rosmarin als Badezusatz, achten Sie auf die richtige Dosierung. Leiden Sie beispielsweise an einer Herzschwäche, haben Sie starke Kreislaufbeschwerden, Krampfadern, einen fieberhaften Infekt oder ein Hautleiden, dann klären Sie die Anwendung vorher mit Ihrem Arzt ab.
Auf folgendes sollte zusätzlich bei der Verwendung geachtet werden:
- hohe Mengen des konzentrierten Öls können zu einer Reizungen der Verdauungsorgane und Nieren führen.
- Während der Schwangerschaft sollen keine Rosmarinzubereitungen eingenommen werden.
- Bei Einnahme von Medikamenten ist Vorsicht geboten: Konzentrierte Rosmarinzubereitungen können den Abbau von Medikamenten stark beeinflussen.
- Gelegentlich kommt es auf der Haut zu Kontaktallergien gegen Rosmarinöl.
- ätherische Öle dürfen bei Säuglingen und Kleinkindern nicht im Bereich von Nase und Mund angewendet werden, da dies Atemnot auslösen kann. Dies gilt insbesondere, wenn im Öl die Substanzen Kampfer oder Menthol vorkommen.
Achtung
Es sollten nie mehr als 50 ml des ätherischen Öls eingenommen werden, da dieses sonst zu Leberschäden führen kann.
Anwendungsmöglichkeiten Rosmarin
Verwendung als Duftpflanze
Rosmarin hat einen sehr intensiven, aromatischen Geruch und einen harzigen, leicht bitteren Geschmack, der etwas an Kampfer und Eukalyptus erinnert. Er wurde aufgrund seines ähnlichen Geruches auch oft als Ersatz für Weihrauch verwendet.
Rosmarin war Bestandteil eines der ersten destillierten Parfüme, bei dem ätherisches Öl mit Alkohol kombiniert wird. Die Mischung wurde 1370 registriert und hieß nach der Königin Elisabeth von Ungarn (1305–1380) „Ungarisches Wasser“. Auch das heute noch bekannte Kölnisch Wasser enthält nach wie vor Rosmarinöl.
Verwendung in der Küche
Rosmarin ist in der mediterranen Küche ein weitverbreitetes Gewürz und ist Bestandteil der Provence-Kräutermischung. Er wird außerdem als klassisches Grillgewürz bei Fleisch, Geflügel, Lammfleisch, aber auch für Zucchini, Kartoffeln und Teigwaren verwendet. In Kräuterbutter ist Rosmarin ebenfalls ein oft benutztes Gewürz. Und selbst bei der Bierherstellung kommt Rosmarin zeitweilig auch als Bitterstoff zum Einsatz.
Ätherisches Öl
Ätherisches Rosmarinöl wirkt vitalisierend, kann Kopfschmerzen vertreiben und Verdauungsbeschwerden lindern. Es ist daher in der Aromatherapie ein beliebtes Öl.
Als appetitanregendes und blähungslinderndes Mittel kann das reine ätherische Öl auf einem Würfelzucker geträufelt eingenommen werden.
Bei Muskelverspannungen und Rückenschmerzen helfen durchblutungsfördernde Massagen mit pflanzlichem Massageöl, dem einige Tropfen Rosmarinöl hinzugefügt werden. Durch seine desinfizierende Wirkung sind ein paar Tropfen Rosmarinöl eine gute Ergänzung in einer Wundsalbe.
Aufbewahrung von Rosmarinöl
Das ätherische Öl sollte besonders vor Licht und Feuchtigkeit geschützt aufbewahrt werden.
Achtung
Das ätherische Öl durchdringt Plastik und sollte daher nur in gläsernen oder metallenen Behältern gelagert werden.
Dosierung
innerlich
Tee: Tagesdosis 4 bis 6 Gramm des getrockneten Krauts, mit kochendem Wasser übergießen und 15 Minuten ziehen lassen, dreimal täglich frisch zubereiteten Tee aus etwa 2 g Blättern trinken.
Öl: täglich 10 – 20 Tropfen, man kann das Öl mit Zucker, Honig oder in einem warmen Getränk einnehmen.
Flüssigextrakt (etwa 45% Alkohol): 1,5 bis 3 ml täglich
Tinktur (1:5; 70% Ethanol), 20 bis 40 Tr. auf Würfelzucker oder in einem warmen Tee
äußerlich
Bad: 50 g Kraut in 1 Liter Wasser aufkochen, Badetemperatur: 34 bis 37 °C; Badedauer: 10 bis 20 Minuten.
Salben und Spiritus: 6%iges ätherisches Öl äußerlich auftragen.
Rezepte:
Rosmarinwein
Ein einfaches Hausmittel zum Selbstherstellen ist der Rosmarinwein. Für die Herstellung von Rosmarinwein werden folgende Zutaten benötigt:
- 1 Liter Rotwein
- 20 bis 30 Gramm frische oder getrocknete Rosmarinblätter.
Die Blätter (Nadeln) werden mit dem Wein vermischt und fünf Tage in Ruhe gelassen. Anschließend wird der Wein mit einem Kaffeefilter oder feinem Teesieb abgeseiht, um die Kräuter vom Wein zu trennen.
Dosierung: täglich zwei bis drei Esslöffel
Rosmarin-Spiritus
Rosmarin-Spiritus eignet sich besonders für äußerliche Anwendungen (ähnlich einer Rosmarin-Tinktur).
Um einen Rosmarin-Spiritus selber herzustellen, vermischt man 3 ml ätherisches Rosmarin-Öl mit einem Liter 70%igen Weingeist.
Quellen:
- Hans Jörg Küster: Kleine Kulturgeschichte der Gewürze, C.H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung, München 1997.
- Avril Rodway: Kräuter und Gewürze. Die nützlichsten Pflanzen der Natur – Kultur und Verwendung. Tessloff, Hamburg 1980, ISBN 3-7886-9910-8.
- Volker Zimmermann: Der Rosmarin als Heilpflanze und Wunderdroge. In: Sudhoffs Archiv 64, 1980, S. 351–370.
- Gutiérrez, R. et al.: Oxidative stress modulation by Rosmarinus officinalis in CCl4-induced liver cirrhosis. Phytother Res. 24 (4): 595-601, 2010
- Schilcher, H., Kammerer, S., Wegener, T.: Leitfaden Phytotherapie, 3. Auflage, Urban & Fischer Verlag, München-Jena, 2007
- Wichtl, M. (Hrsg.): Teedrogen und Phytopharmaka, 4. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart, 2002