Alkoholismus – Raus aus der Alkoholsucht
Alkoholismus – die Sucht nach Alkohol ist ein Problem unserer Wohlstandsgesellschaft. Heutzutage ist Alkohol beinahe überall auf der Welt uneingeschränkt verfügbar. Er ist in der Gesellschaft akzeptiert und sogar in mancher Kultur fest verankert. Doch was man auf keine Fälle außer Acht lassen sollte ist, dass Alkohol, neben Nikotin, die Einstiegs-Droge Nummer Eins ist. Desweiterem hat der häufige Konsum von Alkohol bis hin zur Alkoholsucht schwerwiegende Folgen für unseren gesamten Körper.
Krankheitsverlauf von Alkohol und seine Auswirkungen auf den menschlichen Körper
1. Aufnahme und Abbau von Alkohol:
- Alkohol (Ethanol) wird im Magen-Darm-Trakt resorbiert und gelangt schnell ins Blut.
- Die Blutalkoholkonzentration (BAK) steigt an und erreicht nach 30-60 Minuten ihr Maximum.
- Abgebaut wird Alkohol in der Leber hauptsächlich durch das Enzym Alkoholdehydrogenase (ADH) zu Acetaldehyd.
- Acetaldehyd ist ein giftiges Zwischenprodukt, das durch das Enzym Aldehyddehydrogenase (ALDH) zu Essigsäure abgebaut wird.
- Essigsäure kann vom Körper als Energiequelle genutzt oder weiterverstoffwechselt werden.
2. Akute Auswirkungen von Alkohol:
- Zentrales Nervensystem (ZNS): Alkohol wirkt dämpfend auf das ZNS. Dies führt zu einer Reihe von Effekten, wie z. B.:
- Beeinträchtigung von Koordination und Motorik
- Sprachstörungen
- verlangsamte Reaktionszeit
- Euphorie und Enthemmung
- Sedierung und Schläfrigkeit
- Bei hohen Dosen: Bewusstlosigkeit und Koma
- Herz-Kreislauf-System: Alkohol erweitert die Blutgefäße, was zu einem Blutdruckabfall führen kann. Die Herzfrequenz kann ebenfalls ansteigen.
- Verdauungssystem: Alkohol kann die Magensäureproduktion anregen und Übelkeit und Erbrechen verursachen.
- Blutzucker: Alkohol kann den Blutzuckerspiegel senken, was bei Diabetikern zu Hypoglykämien führen kann.
- Dehydration: Alkohol hat eine harntreibende Wirkung, was zu Dehydration führen kann.
3. Langzeiteffekte von Alkohol:
- Schädigung der Leber: Chronischer Alkoholkonsum kann zu einer Fettleber, alkoholischer Hepatitis und Leberzirrhose führen.
- Krebs: Alkohol erhöht das Risiko für verschiedene Krebsarten, wie z. B. Mund-, Rachen-, Kehlkopf- und Speiseröhrenkrebs, Leberkrebs und Brustkrebs.
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Alkohol kann Bluthochdruck, Herzinfarkte und Schlaganfälle begünstigen.
- Gehirnschäden: Chronischer Alkoholkonsum kann zu Hirnschäden führen, die sich in Gedächtnisstörungen, Demenz und neurologischen Störungen äußern können.
- Psychische Erkrankungen: Alkohol kann Depressionen, Angstzustände und andere psychische Erkrankungen verschlimmern oder auslösen.
- Sucht: Alkohol kann abhängig machen. Abhängige Menschen haben einen starken Drang, Alkohol zu konsumieren, auch wenn dies negative Folgen für ihr Leben hat.
4. Wechselwirkungen mit Medikamenten:
Alkohol kann die Wirkung von Medikamenten beeinflussen und zu gefährlichen Wechselwirkungen führen. Daher sollten Sie vor dem Alkoholkonsum immer Ihren Arzt oder Apotheker fragen, ob dies mit Ihren Medikamenten verträglich ist.
5. Alkohol und Schwangerschaft:
Alkohol kann während der Schwangerschaft zu schweren Schäden beim Kind führen, wie z. B. Fehlgeburten, Fehlbildungen und fetalem Alkoholsyndrom (FAS). Daher sollten schwangere Frauen keinen Alkohol trinken.
Der Abbau von Alkohol im Körper
In unserem Körper wird der Alkohol über drei Wege abgebaut.
Über die Nieren
Ca. 05-2,0% werden direkt über die Nieren ausgeschieden
Über die Lunge und die Haut
Ungefähr 5% werden über unser Atmungssystem und die Haut abgeschieden. Auf diese Weise kommt es auch zu der bekannten Alkoholfahne. Aus diesem Grund ist es auch möglich, die aufgenommene Alkoholmenge ziemlich exakt über den Atem zu messen.
Entgiftung über die Leber
Unsere Leber ist das wichtigste Organ im Kampf gegen den Alkohol. Über viele chemische Zwischenschritte werden ca. 95% des Alkohols zu Fett, Kohlendioxid und Wasser verbrannt. Doch je mehr sie von dem Suchtmittel abbauen muss, umso mehr kann sie Schaden davon nehmen. Bei dem Abbau-Prozess entsteht nämlich auch Acetaldehyd als Zwischenprodukt. Dieser Giftstoff ist bei einer Alkoholsucht für die meisten körperlichen Schäden verantwortlich.
Die Verbrennung von Alkohol in der Leber
Der Großteil des zugeführten Alkoholes wird über unser größtes Entgiftungsorgan, die Leber abgebaut. Damit die Leber überhaupt in der Lage ist, Alkohol zu verarbeiten, benötigt sie Enzyme. Enzyme sind körpereigene Stoffe, die Stoffwechselprozesse ermöglichen oder beschleunigen. Bei Alkohol kommen hier besonders zwei Enzyme zum Einsatz:
Alkohol-Dehydrogenase (ADH)
Die regulierende „selbstheilende“ Kraft des Alkoholabbaus ist dem körpereigenen Enzym Alkohol-Dehydrogenase (ADH) zu verdanken. Der Abbau durch das ADH findet vor allem in der menschlichen Leber statt; die Menge an ADH bestimmt, wie viel Alkohol abgebaut werden kann. Pro zehn Kilogramm Körpergewicht wird in einer Stunde etwa ein Gramm Alkohol von der Alkohol-Dehydrogenase abgebaut. Bei 70 Kilogramm Körpergewicht also rund sieben Gramm pro Stunde.
Allerdings ist der ADH-Anteil nicht bei allen Menschen gleich stark ausgeprägt. Menschen aus dem asiatischen Raum verfügen teilweise über viel geringe Mengen als Europäer. Frauen können das Enzym nicht so gut aufspalten und brauchen daher auch länger als Männer, um Alkohol abzubauen.
MEOS-Enzym
Das Mikrosomale Ethanoloxidierende System (MEOS) ist neben der Alkohol-Dehydrogenase (ADH) ein weiteres Enzym, das für den Alkoholabbau und die Entgiftung der Leberzellen zuständig ist. Das MEOS-Enzym ist nicht angeboren, sondern muss erst vom Körper entwickelt werden. Dies passiert, wenn die Blutalkoholkonzentration 0,5 Promille über einen längeren Zeitraum besteht.
Dieses sogenannte „Zusatz-Enzym“ ist für die Gewöhnung an Alkohol verantwortlich, denn der Körper reagiert bei übermäßigem Alkoholkonsum mit der Produktion von zusätzlichem MEOS, um den Alkohol schneller abzubauen.
Da MEOS jedoch viele andere Stoffe mit abbaut, kann es weitreichende Nebeneffekte geben. So können zum Beispiel Medikamente (Blutgerinnungshemmer oder Kopfschmerztabletten) nicht ihre volle Wirkung entfalten, wenn der MEOS-Anteil im Körper erhöht ist.
Wie wird man süchtig nach Alkohol
Für eine Suchtentwicklung ist ausschlaggebend, dass Alkohol oder andere Suchtmittel unser Belohnungssystem durcheinanderbringen. Der Prozess ist in zwei Phasen untergliedert.
Angenehme Hauptwirkung
Die nach kurzer Zeit angenehme Hauptwirkung ist nicht von langer Dauer. Sie besteht nur so lange wie der Blutalkoholspiegel steigt. Während dieser Zeit kommt es zu einer vermehrten Ausschüttung von Neurotransmittern im Belohnungssystem unseres Gehirns. Die Betroffen verspüren eine Enthemmung, Entspannung, Beruhigung und auch eine Schmerzlinderung.
Unangenehme Nachwirkung
Sie setzt ein, wenn durch den Abbau in der Leber das giftige Acetaldehyd freigesetzt wird. Dieser toxische Stoff bildet mit dem körpereigenen Hormon Adrenalin zusammen Stoffe (man bezeichnet sie als „TIQ“ und „THBC“), die wiederrum eine sinkende Endorphinaktivität im Gehirn zur Folge hat. Je nach Person kann dies zu Unlust, Depression, Unruhe, Gereiztheit oder dem typischen „Kater“ führen.
Toleranzsteigerung
Darunter versteht man die Tatsache, dass sich der Körper an ein Suchtmittel gewöhnen kann. Dies führt dazu, dass der Betroffene immer größere Mengen davon benötigt. Bei Alkohol ist eine Toleranzsteigerung um ca. das doppelte möglich. Dieser Vorgang führt dazu, dass ein Suchtkranker immer größere Mengen benötigt um die ersehnet angenehme Wirkung zu erlangen.
Alkoholismus – Wie kommt es zu einer Toleranzsteigerung?
Die Steigerung der Toleranzschwelle hat zwei Gründe:
Auftürmende Nachwirkungen
Die bei häufig konsumiertem Alkohol auftretenden unerwünschten Nachwirkungen erfordern eine erhöhte Alkoholmenge, damit eine angenehme Hauptwirkung überhaupt noch wahrgenommen wird. Aus diesem Prozess heraus entsteht nicht selten ein Teufelskreis. Denn ein Alkoholabhängiger, aufgrund seines hohen Alkoholkonsums deutliche Entzugserscheinungen durchlebt, benötigt oft eine hohe Alkoholmenge, um sich noch „normal“ zu fühlen.
Spiegeltrinker nennt man Personen, die immer einen bestimmten Alkohohlblutspiegel benötigen, um ihren täglichen Alltag normal bewältigen zu können.
Schnellerer Abbau der MEOS
Die andere Ursache ist, dass unser Körper lernt mit den hohen Mengen Alkohol umzugehen. Er lernt mit Hilfe der MEOS, den Alkohol schneller in der Leber abzubauen. Dies kann allerdings dazu führen, dass bei einem Gewohnheitstrinker die MEOS schneller abgebaut werden und er so auch mehr Alkohol verträgt. Auch nach einer längeren Abstinenz vom Alkohol bleibt diese gesteigerte Verträglichkeit bestehen
Alkoholsucht – Alkoholismus Typen nach Jellinek
Typ | Verhalten | Abhängigkeit | Kennzeichen |
Alpha-Typ | Trinkt bei Konflikten und Problemen (Ärger, Überbelastung oder Überforderung) | Phasenweise
Meistens psychisch bedingt |
Kein Kontrollverlust
Abstinenzfähigkeit ist noch vorhanden |
Beta-Typ | Gelegenheitstrinker
(Sport, Clubleben, Kameradenkreis, beruflich) |
Keine | Kein Kontrollverlust
Abstinenzfähigkeit ist noch vorhanden |
Gamma-Typ | Klassischer Alkoholiker
Keine Kontrolle über die Trinkmenge Kann allerdings zeitweise abstinent leben (hat dadurch das Gefühl alles unter Kontrolle zu haben) |
Zuerst nur seelische Abhängigkeit, später auch körperliche | Kontrollverlust der Trinkmenge
Abstinenz zeitweise noch möglich |
Delta-Typ | Gewohnheitstrinker
Er muss darauf achten einen konstanten Alkoholspiegel im Blut zu haben, um funktionsfähig zu bleiben |
Körperlich | Kontrollverlust durch ständigen Alkoholbedarf
Unfähig abstinent zu bleiben |
Epsilon-Typ | Episodisches besinnungsloses Trinken besonders bei Stress und psychischen Belastungen ( „Quartalssäufer“)
Dazwischen kann es Phasen geben, in denen wenig bis gar kein Alkohol getrunken wird. |
Seelisch | Kontrollverlust der Trinkmenge
Abstinenzfähigkeit vorhanden |
Alkoholismus – Symptome einer Alkoholsucht
Gut 80% aller alkoholkranken Menschen begeben sich mindestens 1x im Jahr aufgrund von Kreislauf- oder Magenproblemen sowie vegetativen Störungen zu ihrem Hausarzt. Die Diagnose Alkoholsucht wird allerdings nur in den wenigsten Fällen gestellt. Dabei sind die körperlichen und psychischen Symptome oft schon in einem frühen Stadium wahrzunehmen. Und je früher das Krankheitsbild erkannt wird, umso besser ist man in der Lage präventiv vor Folgeschäden zu schützen.
Typische körperliche Symptome:
- Reduzierter Allgemeinzustand
- Gewichtsabnahme
- Gerötete Gesichtshaut und Gefäßbildung (sogenannte Spider-Nävi)
- Muskelabbau (besonders in den Waden)
- Entzündungen der Magenschleimhaut, Erbrechen, Übelkeit
- Erhöhte Schweißbildung
- Schlafstörungen
- Potenzstörungen
- Polyneuropathien (Nervenschmerzen)
Neurologische Symptome und Folgeschäden einer Alkoholsucht
Akute Alkoholintoxikation
Der „einfache“ Alkoholrausch. Man unterscheidet hier drei bez. vier Formen:
- Leichter Alkoholrausch
Typische Symptome sind Enthemmung, vermehrter Rede- und Tätigkeitsdrang, gestörte Psychomotorik
- Mittelschwerer Alkoholrausch
Typische Symptome sind Euphorie aber auch Aggressivität und eine herabgesetzte Kritikfähigkeit
- Schwerer Alkoholrausch
Typische Symptome sind Bewusstseinsstörungen, Desorientiert, Schwindel, schwere Erregungszustände und
- Lebensgefahr
Hinzu kommen noch weitere Symptome wie:
- Gesichtsrötung
- Augentränen
- Tachykardie
- Übelkeit und Erbrechen
- Alkoholhalluzinose
Delir, Delirium tremens
Darunter versteht man ein sogenanntes Entzugsdelirium/Alkoholdelirium (Delir). Eine ernst zunehmende, lebensbedrohende Komplikation, die nach jahrelangem Alkoholmissbrauch bei Alkoholentzug auftreten kann.
Typische Zeichen dafür sind:
- Zittern (=Tremor)
- Erhöhung der Blutdruck- und Atemfrequenz
- Halluzinationen, Angstzustände/Panikattacken
- Orientierungsstörungen
- Verwirrtheit mit wechselndem Bewusstseinsgrad bis hin zum Koma
Korsakow-Syndrom
Eine dauerhafte Alkoholsucht kann zum Absterben ganzer Hirnregionen führen, eine starke Gehirnschädigung ist die Folge. Eine Hirnverletzung oder CO-Vergiftung kann ebenfalls ein Korsakov-Syndrom auslösen.
Charakteristisch für dieses Korsakow-Syndrom sind drei Symptome:
- Gedächtnisverlust (Amnesie): Die Erkrankten können sich keine neuen Informationen mehr merken. Erlebtes aus der Vergangenheit kann nicht verarbeitet oder richtig wiedergegeben werden.
- Verlust von Erinnerungen wird durch Geschichten ersetzt, welche nicht der Wahrheit entsprechen, aber von Erkrankten selbst als wahr empfunden werden.
- Desorientierung: Betroffene befinden sich gedanklich häufig zu einer anderen Zeit und Ort.
Wernicke-Enzephalopathie
Die Wernicke-Enzephalopathie ist die schlimmste Folgeerkrankung, die bei einer Alkoholabhängigkeit vorkommen kann.
Durch Alkoholsucht zur Fettleber
Ein zu hoher Alkoholkonsum kann zur Verfettung der Leber führen. Bei Menschen mit einer Fettleber lagern sich Fetttropfen in der Leber ab. Betroffen ist mindestens die Hälfte aller Leberzellen. Eine Fettleber an sich muss nicht medikamentös behandelt werden. Häufig treten jedoch zusätzliche Schädigungen wie eine Leberentzündung oder eine Leberzirrhose auf
Leberzirrhose
Bei einer Leberzirrhose (Schrumpfleber) geht das Lebergewebe langsam kaputt und vernarbt regelrecht. Die Folge ist ein Verlust von funktionierenden Lebergewebe. Je mehr davon vorhanden ist, desto schlechter kann das Organ seine Aufgaben erfüllen.
Alkoholentzugssymptome
Setzen alkoholabhängige Personen gewollt oder ungewollt den Alkoholkonsum ab, so kommt es in den meisten Fällen zu Entzugserscheinungen. Diese Phase (wird oft auch als Prädelir bezeichnet) dauert in der Regel vier bis sieben Tage.
Typische Entzugserscheinungen sind:
- Beschwerden im Magen-Darm-Trakt wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall
- Probleme mit der Atmung
- Kreislaufprobleme
- Vegetative Symptome wie Schwitzen und Zittern
- Schlaflosigkeit
- Innerer Unruhe
- Depressivität
- Angst, Schreckhaftigkeit
- Konzentrationsstörungen
- Gesteigerte Empfindlichkeit für optische und akustische Reize
- Halluzinationen
- Generalisierte Krampfanfälle
Kalter Entzug
Besonders gefürchtet sind die Krampfanfälle während des Entzugs. Diese treten praktisch immer in den ersten beiden Tagen statt. Aus diesem Grund sollten alkoholabhängige Personen auf keinem Fall eigenständig und ohne Betreuung den Alkoholkonsum absetzen.