Schröpfen – Altes Naturheilverfahren bei vielen Beschwerden
Das Schröpfen
Das Schröpfen ist heute in der Naturheilkunde nicht mehr wegzudenken. Dabei handelt es sich aber um kein neumodisches Verfahren, sondern um ein Verfahren, welches sich über Jahrhunderte zur Behandlung unterschiedlicher Beschwerden bewährt hat.
Geschichte
Erste schriftlich dokumentierte Zeugnisse über das Schröpfen erschienen vor mehr als 5000 Jahren und stammen aus dem Gebiet Persiens. Allerdings sah zu dieser Zeit die Therapie noch etwas anders aus. Man schnitzte damals Verhärtungen an der Körperoberfläche (z. B. Furunkel oder Entzündungen) mit Steinmessern auf und saugte diese mit dem Mund und später mit Kuhhörnern aus.
Von dort gelangte das Schröpfen im Laufe der Jahrhunderte immer weiter in den Westen und veränderte sich auch in der Art der Anwendung. Die ersten Aufzeichnungen von Schröpfen mit einem Schröpfkopf stammen von ca. 3300 v. Chr. aus Mesopotamien, Ägypten und Griechenland. Und sogar im alten China wurde zu dieser Zeit ebenfalls eine ähnliche Form angewandt.
Die theoretische Grundlage in der Antike war die sogenannte Humoralpathologie. Man ging davon aus, das Erkrankungen auf eine falsche Zusammensetzung der Körpersäfte (humores) zurückzuführen ist.
Im Mittelalter wurde das Verfahren in erster Linie von den Badern angewandt. Diese zogen von Ort zu Ort, um an Markttagen die Haare zu schneiden, Zähne zu ziehen, Extremitäten zu amputieren oder eben zu schröpfen. Dies war auch der Grund, warum das Schröpfen, zu jener Zeit in Verruf gekommen ist.
Während der Renaissance erfuhr das Schröpfen wieder einen Aufschwung. Von Italien verbreitete es sich in ganz Europa und weiter bis nach Amerika.
In den darauffolgenden Jahren ist die Methode wieder in Vergessenheit geraten, bis sie in den sogenannten „Aschner- Ausleitungsverfahren“ wiederentdeckt und bis heute in der Naturheilkunde angewandt wurde.
Schröpfen in der chinesischen Medizin (TCM)
In der chinesischen Medizin verwendet man das Schröpfen besonders bei einer Stagnation von Qi (der Lebensenergie) und Blut. Außerdem sollen nach der TCM pathogene Faktoren, z.B. Wind, aus dem Körper geleitet werden.
Schröpfen in anderen Kulturen
Aber nicht nur im alten China oder Europa hat das Schröpfen einen Platz in der Naturmedizin gefunden. Unabhängig davon entwickelten die Schamanen vieler indigener Völker ähnliche Krankheitstheorien. Und so wurde das Schröpfen zum „Aussaugen“ böser Geister und Miasmen bis heute praktiziert.
Wirkung, Behandlung & Therapie
Schröpfen ist eine Reiztherapie, die besonders am Rücken, aber auch an vielen anderen Stellen des Körpers angewandt wird.
Wirkprinzipien
Das Vakuum saugt die Haut an, dehnt dabei das Bindegewebe und regt die lokale Durchblutung an. Nicht selten kommt es in Folge der Behandlung, zu erwünschten Veränderungen der Haut, in Form eines Blutergusses (Hämatome, Petechien). Dadurch entsteht eine örtliche Entzündung, wodurch es zu einer Aktivierung der körpereigenen Selbstheilungskräfte kommt. Die Mikrozirkulation von Blut und Lymphe wird verbessert, der Muskeltonus reduziert und diverse Substanzen, wie Histamin, Serotonin, Prostaglandine und Leukotriene werden ausgeschüttet.
Ein weiteres Wirkprinzip ist die Verbindung bestimmter Hautareale mit einem dazugehörigen Organ. Dies ist auf die sogenannten Head´schen Zonen zurückzuführen. Benannt nach dem englischen Neurologen Sir Henry Head, geht man davon aus, dass diese äußeren Nervenzonen (z.B. am Rücken) mit den inneren Organen verbunden sind.
Bewährte Einsatzgebiete des Schröpfen
- Kopfschmerzen, Schwindelgefühl
- Hypotonie (niedriger Blutdruck)
- Schmerzhafte Muskelverspannungen und Triggerpunkte
- Rücken- und Ischiasbeschwerden, Schulter- u. Nackenbeschwerden
- Karpaltunnelsyndrom
- Herz-Kreislauferkrankungen
- Magen Darm- Spasmen
- Rheumatische Beschwerden
- Asthma
- Beschwerden mit den Faszien
- Menopause-Syndrom
- Und noch weitere
Wann darf man Schröpfen nicht anwenden
- Bluterkrankheit (Hämophilie)
- Medizinische Blutverdünnung (z.B. Macumar)
- Blutgerinnungsstörungen
- Blutarmut (Anämie)
- Während einer verstärkten Menstruation
- Neurologische Ausfallserscheinungen
- verletztes Hautareal (Sonnenbrand, Brandwunden oder frischen Verletzungen)
- Tumore
- Akuter Infarkt oder Schlaganfall
- Schwangeren bis zum vierten Schwangerschaftsmonat
- Dehydratation
- Ohnmachtsneigung,
Nebenwirkungen
- Hämatome (oft erwünscht)
- Bläschenbildung an der Behandlungstelle (bei starkem Unterdruck oder langer Anwendung)
- Kreislaufbeschwerden, Ohnmacht (meistens nur beim blutigen Schröpfen)
Die unterschiedlichen Behandlungsmethoden
Diese 4 verschiedenen Schröpfmethoden werden in der Praxis angewandt:
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Trockenes Schröpfen
Aufsetzten eines oder mehrerer Schröpfkopfe auf bestimmte Körperstellen. Durch einen statischen Unterdruck wird in dieser Region ein Reiz erzeugt. Diese Methode wird besonders am Rücken und Schulter-Bereichen, aber auch an Gliedmaßen angewandt.
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Schröpfmassage
Mit Hilfe von Ölen werden die sich an der Haut angesaugten Schröpfköpfe langsam über bestimmte Körperareale gezogen.
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Blutiges Schröpfen
Die Haut wird vor dem ansetzen der Schröpfköpfe leicht angeritzt. Durch den späteren Unterdruck wird das gestaute Blut bzw. im übertragenen Sinne auch Schlacken oder Giftstoffe aus dem Körper „gesaugt“. Es dient u.a. der Reinigung der Körpersäfte.
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Apparative pulsierende Schröpftherapie
Dies ist eine moderne Art des Schröpfens. Die Kombinationstherapie aus Schröpfen mit einer Massage hat eine besondere Tiefenwirkung, wodurch das Gewebe lokal besser mit Nährstoffen versorgt und durch den Impuls gleichzeitig bewegt wird.
Dabei wird das Gewebe mit sanftem Druck angesaugt und sofort wieder entspannt. So werden insbesondere die Fließgeschwindigkeit des Blutes und der Lymphe stimuliert. Die im Gewebe angesammelten Stoffwechselschlacken und Umweltschadstoffe werden gelöst und den Entgiftungs- und Ausscheidungsorganen zugeführt.
Studien zum Thema Schröpfen
https://bmccomplementalternmed.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12906-018-2187-8
http://www.biomedcentral.com/1472-6882/12/184
http://www-brs.ub.ruhr-uni-bochum.de/netahtml/HSS/Diss/RoeserGordon/diss.pdf