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Nicht umsonst zählt das deutsche Gesundheitswesen weltweit zu den besten seiner Art. Dennoch erkranken unzählige Menschen jedes Jahr an den diversen „Volkskrankheiten“. Prävention ist in diesem Bereich häufig noch ein Fremdwort. Insbesondere mit dem Blick auf die Armut. Denn diese gilt als eine der einflussreichsten Faktoren für Krankheitsursachen. Wer keine Arbeit und folglich wenig Geld hat oder dessen Rente schlicht zu niedrig ist, wird häufiger krank – nicht nur körperlich, sondern auch geistig.

 

Ungesunde Möglichkeiten

 

Bereits 2013 hatte das Robert-Koch-Institut (RKI) mittels einer Studie belegen können, dass arme Menschen im Verhältnis zum restlichen Teil der Bevölkerung deutlich häufiger erkranken. Zwar gibt es Deutschland mit dem sozialen Sicherheitsnetz ein System, das eben genau jene auffangen soll, die hierzulande im Leben stolpern. Doch vielen Bundesbürgern fehlt Bildung und somit Einkommen, was die Perspektive einschränkt. Folglich negativ entwickeln sich nicht nur die Lebensumstände, sondern ebenfalls das Verhalten. Neben Nikotin- und Alkoholkonsum ist es vor allem die Wahl der Lebensmittel, welche Krankheiten bedingt. Wer nur einige hundert Euro im Monat hat, der kann sich kaum hochwertige Nahrungsmittel kaufen. Zudem sinkt bei den Menschen rund um die Armutsgrenze die Lebenserwartung.

 

Armut

 

 

Der Grund für die Armut an sich ist mannigfaltig. Während sich die einen mit Wasserstoff Aktien und cleveren Entscheidungen im Rahmen von Investments ein kleines Polster aufbauen, kämpfen andere mit jedem Euro, den sie ausgeben müssen. Selbstverständlich braucht es zum profitablen Investment neben dem Wissen ebenfalls das Kapital. Denn der Aktienhandel bietet nicht nur hervorragende Aussichten auf hohe Renditen, sondern kann ebenfalls Verluste generieren. Doch oftmals ist es gerade in der Armut nicht das fehlende Geld. Schlechte Entscheidungen tragen üblicherweise deutlich mehr zu einer negativen Entwicklung bei als der Umstand, knapp bei Kasse zu sein.

 

Wer mit 800 Euro im Monat auskommen muss und als Beispiel Zigaretten raucht, hat selbstverständlich kaum etwas für gesundes Essen oder gar eine profitable Investmentstrategie übrig. Bei einer Schachtel am Tag gehen im Monat leicht 200 Euro „in Rauch auf“. Zudem unterstützt das Nikotin negative gesundheitliche Folgen. Das alles ist selbstverständlich kein „neues Wissen“. Gleiches gilt im Übrigen in Bezug auf den Gesundheitszustand von Menschen, die in Armut leben. Schon seit Jahrzehnten gibt es hierzu empirische Studien. Diese zeigen, dass die Lebenserwartung von Frauen um acht Jahre geringer ist, wenn diese arm sind. Bei Männern sind es gar elf Jahre.

 

Armut als Teil der Gesellschaft

 

Allerdings ist es nicht nur die Armut, die krank macht, sondern ebenfalls die Krankheit, die arm macht. Denn häufig kommen Menschen erst aufgrund einer Krankheit in finanziell angespannte Situationen. Verlust der Arbeit, Zuzahlungen bei Medikamenten oder im Krankenhaus, Pflege; Faktoren gibt es viele. Erschreckend ist, dass das in einem der reichsten Länder der Welt mit einem der besten Gesundheitssysteme passiert.

 

Doch mit einem Blick auf die wachsende Bevölkerungsgruppe der Älteren, Menschen mit Behinderungen, chronisch Kranken sowie der wachsenden Zahl der von Armut bedrohten Bürger wird klar, dass das System nicht auf eine Situation wie diese eingestellt ist. Viel zu wenig Geld fließt in die Prävention, also in vorbeugende Gesundheitsmaßnahmen. Insbesondere für Ältere, einkommensschwache Schichten sowie sozial Benachteiligte gibt es viel zu wenig Maßnahmen, um diesen gezielt zu helfen und so auch das System zu entlasten. Denn Fakt ist, Armut macht krank und sie ist längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen.

Steffen Gruss
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