Nahrungsergänzungsmittel – Sinn oder Unsinn?
Nahrungsergänzungsmittel als Ersatz für eine gesunde Ernährung?
In jedem Reformhaus, Apotheke, Drogeriemarkt oder Discounter sind sie zu finden. Die Rede ist von Nahrungsergänzungsmitteln. Für jedes noch so kleines Wehwehchen gibt es ein Vitamin oder Vitalstoff, welches dagegen helfen soll. Und so mancher mag sich da die Frage stellen, ob diese immense Vielzahl an Ergänzungsmitteln überhaupt was bringen. Besonders dann, wenn man sich vermeintlich gesund ernährt.
Warum Nahrungsergänzungsmittel?
Weltweit leiden schätzungsweise drei Milliarden Menschen an einem Mangel an Vitaminen und Mineralstoffen. Diese Mangelerscheinungen treten sogar in Industrienationen auf.
(Welch and Graham, 2004)
In vielen Fällen ist die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln wahrscheinlich nicht zwingend erforderlich. Allerdings gibt es etliche Fälle, bei denen es durch eine Erkrankung, falsche Ernährung, erhebliche Stressbelastung, Umweltbelastungen, Genussmittel oder Medikamente zu einer Mangelsymptomatik im Körper gekommen ist. Aus diesem Grund zwingen uns veränderte Ernährungsgewohnheiten und Umweltbedingungen zu solchen Maßnahmen. Der Ausgleich dieser Mangelzustände ist einer der Ansatzpunkte von Nahrungsergänzungsmitteln.
Die Harvard School of Public Health empfiehlt sogar neben einer gesunden Ernährung täglich eine Multivitamintablette zu nehmen. Diese verbessere jede suboptimale Ernährung.
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Weniger Vitalstoffe in unserer Nahrung
Selbst wenn genügend Obst oder Gemüse auf unserem Speiseplan stehen, kann es zu einem Nährstoffmangel in unserem Organismus kommen. Dafür gibt es verschiedene Gründe.
Vitalstoffgehalt hat sich verringert
Alle verwendeten Nahrungsergänzungsmittel sind in der natürlichen Nahrung vorhanden, wenn auch heute nicht mehr in diesem Maße, wie noch vor 50 Jahren. 2004 führten Forscher der University of Texas eine Studie durch, bei der sie Daten von 1950 bis 1999 auswerteten. Dabei verglichen sie den Gehalt von 13 Nährstoffen in Obst und Gemüse. Das Ergebnis war ein erheblicher Rückgang des Gehalts von Calcium, Phosphor, Eisen, Vitamin B2 und Vitamin C um bis zu 38 %.
Nährstoffverlust durch die Lebensmittelherstellung
Viele der lebenswichtigen Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe werden durch unterschiedliche Prozesse in der Lebensmittelherstellung zerstört. So hat z.B. Vitamin C folgenden Verlust nach den unterschiedlichen Verarbeitungsvorgängen:
Kochen im Wasser 16 – 26 %
Kochen im Dampf 16 – 58 %
Hitzebehandlung vor dem Eindosen 48 %
Gefriertrocknung 43 %
Lufttrocknung 50 – 70 %
Weniger Nährstoffe durch Monokulturen
Durch intensive Anbaumethoden soll der bestmöglichste Ertrag auf den Feldern erzielt werden. Das bedeutet allerdings auch, das Landwirte mehr Pflanzen auf derselben Fläche ansähen, was den Nährstoffgehalt, der pro Pflanze verfügbar ist, verringert.
Verlust durch Lagerung und Transport
Heutzutage ist es normal, das wir Früchte oder Obst aus den entlegensten Teilen der Welt ohne Problem im Supermarkt bekommen. Doch leider bedeutet dieser Luxus nicht nur ein großes Problem für unsere Umwelt sondern auch der Verlust der gesundheitsfördernden Vitalstoffe ist um ein Vielfaches erhöht. Ein paar Beispiele welchen Einfluss der Transport und die Lagerung auf die Nährstoffe in unserem Obst und Gemüse hat:
- Frisch geerntete reife Apfel enthalten ca. 10 mg Vitamin C pro 100 g. Nach ca. elf Wochen Lagerung bei 3°C sind es nur noch um die 5 mg.
- Unreif geerntetes „Transportobst“, z.B. ein neuseeländischer Apfel, enthält weniger Vitamine durch den nicht abgeschlossenen Reifeprozess.
- Spinat verliert nach dreitägiger Lagerung (bei Zimmertemperatur) ca. 70% seines Gehalts an Folsäure.
Fazit
Solange man sich abwechslungsreich und gesund ernährt, kann man auf die die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln verzichten. Sobald man aber unter einer chronischen Krankheit oder erheblichen Stress leidet, sind Ergänzungsmittel eine hilfreiche Möglichkeit um seine Gesundheit etwas Gutes zu tun. Auch als Präventionsmaßnahme für einen gewissen Zeitraum (z.B. Grippezeit, Schwangerschaft, usw.) sind qualitativ gute Nahrungsergänzungsmittel eine sinnvolle Option.
Mit diesem Beitrag nehme ich an der Blogparade Blogparade Juli 2020: Nahrungsergänzungsmittel, Hilfe oder Abzocke? Auf arturthomalla.de teil.
Quellen:
The University of Texas at Austin. Study suggest nutrient decline in garden crops over past 50 years. UTNews. 2004
https://news.utexas.edu/2004/12/01/nr_chemistry
Kirchhoff E: Vitamin- und Mineralstoffgehalt pflanzlicher Lebensmittel. In: Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V., Bonn (2004): Ernährungsbericht 2004, S. 207ff. DGE-Medienservice, Bonn.
Declining Fruit and Vegetable Nutrient Composition: What is the Evidence? HortScience February 2009
http://hortsci.ashspublications.org/content/44/1/15.full
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