Anis – Wohltat nicht nur für Magen und Darm

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Anis (Pimpinella anisum)

volkstümliche Namen:
Anais, Arnis, Brotsamen, Enes, Enis, Einis, Jenes, Römischer Fenchel

 

Anis

 

Anis kommt ursprünglich aus dem asiatischen Raum und ist ein traditionsreiches Heilkraut. Erst im Mittelalter brachten Geistliche das Gewürz nach Europa, um es in den eigenen Klostergärten anzusiedeln. Anis gehört zu der Familie der  Doldenblütler (Apiaceae). Der Name geht auf das griechische Wort ἄνηθον für Dill zurück, mit dem der Anis verwechselt wurde.

Das Gewürz wurde sogar die  Heilpflanze des Jahres 2014.

 

Pflanzenmerkmale

 

Die Blütezeit reicht von Juni bis September. Der doppeldoldige Blütenstand besitzt einen Durchmesser von 1,5 bis 6 Zentimetern und ist 7- bis 15- meist 12-strahlig.

Die Früchte reifen im August bis September. Es werden trockene, zweiteilige Spaltfrüchte, Doppelachänen genannt, gebildet. Die braunen Früchte sind bei einer Länge von 3 bis 5 Millimetern sowie einer Breite von 2 bis 2,5 Millimetern eiförmig. Die Früchte sind mit grauen Härchen überzogen, die sie von Petersilienfrüchten unterscheiden. Die gelben Rippen verlaufen, anders als bei den giftigen Schierlingsfrüchten, gerade.

 

 

Anis im Aberglauben und Brauchtum

 

Anis ist eine alte Gewürz- und Heilpflanze, welche die Menschen schon seit bereits  4000 Jahren begleitet. Vor allem in Ägypten, Syrien, Griechenland und auf Zypern war Anis eine gern verwendete Pflanze.

 

Hier eine kleine Auflistung, für was die Pflanze noch alles verwendet wurde:

 

  • Anis wurde früher den Göttern geopfert und ist Bestandteil vieler festlicher Gerichte. So ist der Aniskringel ist eine sehr alte Opferspeise, die in Norddeutschland bei Gildegelagen, Hochzeiten, Ernte- und Frühlingsfesten ins süße Bier – oder noch früher in Met – eingebrockt wurde.

 

  • Anis galt in vielen ländlichen Gebieten als Aphrodisiakum. Im Herbst, wenn man sich nach der Feldarbeit wieder häuslichen Pflichten zuwandte, bekamen Männer von ihren Frauen und Mädchen anishaltige Getränke, damit der müde Mann wieder munter wurde. Am 30. November (Andreastag) sollte er besonders zauberkräftig sein. In Böhmen hieß dieser Tag Anischtag.

 

  • Anis galt als Schutz vor schlechten Träumen und bösen Blicken. Im Universal Herbal von 1820 ist zu lesen: Anis hilft vor allem bei Bauchgrimmen, für das Kinder besonders anfällig sind. Diese Anwendung war besonders unter Hexen sehr beliebt.

 

  • Nach Vergil war Anis im alten Rom ein beliebtes Gewürz für Kuchen und Kekse. Bei Ausgrabungen im Römischen Kolosseum wurden Anisfrüchte gefunden, weil die Zuschauer bei den Gladiatorenkämpfen wohl zur Beruhigung ihrer Nerven Anisgebäck knabberten.

 

  • Nach Dioskorides und Plinius hat Anis eine erwärmende, austrocknende, das Asthma erleichternde und schmerzstillende Wirkung, es stillt den Durst, macht einen lieblichen Atem und wirkt gegen Blähungen und Anisdämpfe gegen Kopfschmerzen. Er empfiehlt ihn ferner gegen den Biß wilder Tiere.

 

  • Eine alte Regel der „Schola Medica Salernitana“ besagt: Emandat visum, stomachum emendat anisum (Das Gesicht und Magen durch Anis gestärkt werden).

 

  • Nach Pythagoras soll Anissamen zu Pulver gestoßen und mit Rosenöl vermischt, ins Ohr getröpfelt Schmerzen lindern und auch das Gehör stärken.

 

  • Früher, teilweise heute noch, bestrichen Taubenhalter die Wände des Schlages mit Anisöl, um neue Tiere an den Schlag zu gewöhnen (Taubenanis).

 

  • Taubenzüchter nutzten das Öl um die jungen Tauben an ihren Schlag zu binden und noch heute wird Anis den jungen Tauben dem Futter beigemischt.

 



Anis und seine Inhaltstoffe

 

Anis ist reich an unterschiedlichen Inhaltstoffen.

Hier eine Zusammenfassung der Inhaltstoffe und seiner gesundheitsfördernden Wirkungen :

  • ätherisches Öl
  • Anethol, Isoanethol, Ansiketon
  • Anissäure
  • Acetaldehyd
  • Acetylcholin
  • Azulen
  • Bergapten
  • Bor
  • Kampfer
  • Carvon
  • Chamazulen
  • Eugenol
  • Kaffeesäure
  • Cumarine
  • Myristicin
  • Salicylate
  • Thymol
  • Umbelliferon,
  • Xanthotoxin,
  • Vitamin C

 

Gesundheitsfördernde Wirkung:

  • Lindert Husten (bes. Reizhusten), Halsschmerzen, trockenen Husten
  • schleimlösend
  • Krampflösend
  • Vertreibt Appetitlosigkeit, löst Magenkrämpfe
  • Wirkungsvoll bei Blähungen und Verdauungsschwäche
  • Entspannend
  • Leicht antibakteriell
  • Tonisierend
  • Hilfreich bei Schlaflosigkeit

 

Nebenwirkungen von Anis:

  • Schwangerschaft
  • Sehr selten treten allergische Reaktionen auf, insofern eine Überempfindlichkeit gegen Anethol besteht.

 

 

 

Praktische Anwendungen

 

 

Anis in der Küche

 

Anis ist in den Küchen vieler Länder als Gewürz kaum wegzudenken. Verwendet werden ausschließlich die gemahlenen reifen Früchte bzw. Samen der Pflanze.

Der Geschmack bzw. das Aroma von Anis ist süßlich mit einer leicht herben Note. Frisch gemahlener Anis hat dabei das intensivste Aroma. Da die geschmackstragenden ätherischen Öle sich jedoch schnell verflüchtigen, nimmt die Geschmacksintensität recht schnell ab. Es empfiehlt sich daher frische Anissamen entweder selbst zu mahlen oder frisch angebrochenes Anispulver schnellstmöglich zu verbrauchen und für die Zeit der Lagerung in eine luftdichte Dose zu verstauen.

 

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Besonders häufig wird Anis bei der Zubereitung zahlreicher Süßspeisen verwendet. Hierzu zählen beispielsweise die beliebten Anisplätzchen, die vor allem zur Weihnachtszeit verzehrt werden.

Anis lässt sich auch sehr gut für herzhafte Speisen und Gerichte verwenden. So eignet sich das Gewürz u.a. für Kartoffelsuppen, Kohlsuppen, Kräutersuppen oder Linseneintöpfe.

Wichtig ist Anis auch als Gewürz für Spirituosen. Viele Schnäpse und Liköre aus den türkischen und griechischen Regionen sind stark anishaltig und verleihen diesen Getränken einen trüben, nahezu milchigen Anschein. Bekannte anishaltige Spirituosen sind u.a. Ouzo, Absinth, Pernod, Mastika und Arrak.

In der Industrie wird Anis heute vor allem für die Herstellung von Bonbons oder Keksen verwendet. Gelegentlich wird Anis auch als verträglicher Konservierungsstoff verwendet.

 



Gesundheitliche Anwendungen und Hausmittel

Die wohl häufigste Anwendung dürfte die Zubereitung eines Anis-Tees sein, der gerade bei Magen-Darm Problemen und Bähungen oft zum Einsatz kommt. Anis wird dabei häufig in Verbindung mit Fenchel und Kümmel getrunken. Alle drei Kräuter haben auch in etwa die gleichen Anwendungsgebiete.

 

Anis

 

Eine weitere Anwendung der Heilpflanze ist die Nutzung von Anisöl, welches sowohl für die äußere als auch inhalative Anwendung verwendet wird. Anisöl wird u.a. als Massagemittel, als Beruhigungsmittel für Bauchschmerzen oder als Zutat in verschiedenen Salben verwendet. Inhalativ wird Anis mitunter als Räuchermittel sowie selten als Nebenzutat in der Aromatherapie verwendet (u.a. zur Behandlung von Blähungen).

In Indien und der ayurvedischen Medizin wird Anis ebenfalls gerne verwendet. Dort werden die Samen als darmberuhigend, erwärmendes, auswurfförderndes und diuretisches (wassertreibendes) Heilmittel verwendet.

Einige klinische Studien erforschen die Wirksamkeit von Anissamen bei der Behandlung und Prävention von Osteoporose. Dabei konnte in Laborversuchen bereits nachgewiesen werden, dass durch Östrogenmangel verursachte Osteoporose durch die Einnahme von Anissamen über 20 Wochen, den Knochenabbau verhindern kann.

 

 

Hausmittel mit Anis

 

Anis bei Ohrentzündungen

Der Anissamen wird zerstoßen und mit Rosenöl gemischt, oder auch gekocht. Ein paar Tropfen davon in ein Ohr, soll bei Mittelohrentzündungen helfen. In der alten Volksmedizin wurde es auch oft bei Schwerhörigkeit verwendet.

 

Anis bei giftigen Bissen und Wunden

Die Anisfrucht wird zerstoßen und der Brei auf die Bisse oder die Wunden gelegt und verbunden. Auch bei leichter Bindehautentzündung hilft der Anisbrei. Er wird wie ein Pflaster auf das Auge gelegt, und zieht „was in das Auge geraten ist“ heraus.

 

Anis

 

Anisbonbons für den Magen

Hierfür benötigt man  große getrocknete Anisfrüchte und Zuckersirup. Die beiden Zutaten werden in einem Topf gegeben und mit ein wenig Gelatine vermischt. Bei geringer Hitze solange rühren bis sich der Zucker an ihnen festgesetzt hat.

 

Der Anis, die Mütter und die Neugeboren

Heute wird Anis hauptsächlich als Stärkungskraut für Mütter und Neugeborene benutzt. Auch diese Anwendung war früher bekannt: nach den Geburten wurden die Frauen mit Anisdestillationen gewaschen, um dem Kindbettfieber vorzubeugen. Schwangeren Frauen wird heute empfohlen Anistee in kleinen Mengen zu trinken, um die Schleimheute vor der Geburt zu reinigen. Nach der Geburt regt der Genuss von Anistee den Milchfluss an. Die Milch von Müttern, die Anistee getrunken haben, tut gleichzeitig dem Baby gut, denn sie reinigt seine Lungen vom Schleim und verhindert Verdauungsprobleme.

 

Anis – Hilfe bei allerlei kleinen Getier

In der „ökonomischen Enzyklopädie“ findet sich noch ein Tipp zum Thema Anis. Werden Kisten und Behälter mit dem Anis-Öl bestrichen, hält das „Schaben und Würmer“ fern.

 

Mundgeruch

Etwas Sternanis einige Zeit kauen und danach wieder ausspucken

 

Kopfweh

Zu gleichen Teilen Anis, Schwarzkümmelsamen und Gewürznelken mischen. Bei Bedarf, zweimal täglich einen Teelöffel davon in den Mund nehmen, warten bis sich genügend Speichel bildet und dann vorsichtig schlucken.

 

 



Rezepte mit Anis

 

Massageöl-Mischung bei Blähungen

Bei Babymassagen gegen Blähungen (auch bei wenige Wochen alten Kindern) hat sich folgendes Massageöl bewährt:
2 Tr. Anisöl,
2 Tr. Kümmelöl,
2 Tr. Fenchelöl und
2 Tr. Korianderöl
in 20 ml Basisöl.

Es ist aber auch möglich nur mit Anisöl in Basisöl zu arbeiten.

 

 

Anis Tee bei hartnäckigem Husten

 

Anistee wird schon immer bei Magen- und Darmbeschwerden und gegen Husten volksmedizinisch verwendet. Dieser Hustentee wirkt schleim – und krampflösend. Bei hartnäckigen Husten sollten 2-3 Tassen Anistee täglich getrunken werden, damit eine Linderung erreicht werden kann. Die mittelalterliche Kräuterkunde verwendete Anis sehr viel und auch Karl der Grosse verordnete Anis in Gärten anzubauen. Schon damals wussten die Menschen um die Heilkraft dieser Heilpflanze.

Zubereitung:

Für eine große Tasse Tee nehmt ihr 3 Teelöffel zerstoßene Anisfrüchte und übergießt sie mit ca. 250 ml kochendem Wasser und lasst es zugedeckt für 10 Minuten ziehen. Abfiltern und eventuell mit ein wenig Honig süßen. Es können bis zu 3 Tassen täglich getrunken werden.

 

 

Anis-, Fenchelfrüchtetee mit Thymian und Salbei

60 g Anisfrüchte,

40 g Thymian,

30 g Fenchelsamen

20 g Salbeiblätter

Einen Teelöffel dieser Mischung in eine Tasse geben und mit heißem Wasser übergießen. 10 Minuten ziehen lassen, abseihen und bis zu zwei Tassen täglich davon trinken.

Dieser Tee findet seine Verwendung bei einer Nasennebenhöhlenentzündung, Schnupfen, Verstopfung und einer Erkältung.

 

 

Kräuterzubereitung bei Blähungen (Carminativum)

Diese Teemischung ist wegen ihres herben Geschmacks eher für Erwachsene geeignet.

Zutaten

  • 25 gr Kümmel-Samen
  • 25 gr Fenchel-Samen
  • 25 gr Anis-Samen
  • 25 gr Koriander-Samen

Wenn Sie die Wirkung dieser Teemischung intensivieren wollen, erhöhen Sie den Anteil des Kümmels auf das Doppelte.

Anleitung

  1. Brüh einen Tee auf mit einem Esslöffel Teemischung pro Tasse.
  2. Lass den Tee 10-15 Minuten ziehen.
  3. Filter den Tee anschliessend ab.
  4. Wenn du willst, kannst du den Tee mit Honig süssen.
  5. Trink von dem Tee drei Tassen pro Tag.

 

 

Anislikör

Zutaten:
40 g frischer, zerstoßener Anissamen, ein Liter Weinbrand, ein g Zimt, in Pfund Zucker.

Zubereitung:
Die Anissamen, den Zimt und den Zucker mit dem Weinbrand aufgießen. Den Aufguss sechs Wochen lang dunkel und warm ziehen lassen. Dann ab filtern und in eine dunkle Flasche füllen. Nach dem Essen ein Glas hilft gegen Blähungen. Magenbeschwerden und Völlegefühl.

 

 

 

Quellen:

  • Christova-Bagdassarian, V.L. et al. [2014]: Comparative Analysis of Total Phenolic and Total Flavonoid Contents, Rutin, Tannins and Antioxidant Capacity in Apiaceae and Lamiaceae families. In: Indian Horticulture Journal, Vol. 4, S. 131-140, ISSN: 2249-6823
  • Shojaii, A. und Fard, M. A. [2012]: Review of Pharmacological Properties and Chemical Constituents of Pimpinella anisum. In: International Scholary Research Network, Vol 2012, S. 1-9, doi:10.5402/2012/510795
  • Hassan, W.N. und Saed, A.M. [2010]: Protective Effect of Anise Fruit (pimpinella anisum) Against Osteoporosis in Rat Model. In: American Journal of Biosciences, ISSN: 1937-9080.
  • Krünitz, Dr. Johann Georg: Krünitz online – Oeconomischen Encyclopädie 1773 bis 1858 [Online].
  • Katzer, Gernot: Gewürzseiten: Anis (Pimpinella anisum) [Online].
  • Gotfredsen, Erik: Liber Herbarum II [Online]. –
  • Arrowsmith, Nancy: Herbarium Magicum: Das Buch der heilenden Kräuter [Book]. – Berlin : Ullstein Buchverlage GmbH, 2007.

 

 

Steffen Gruss
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