ADHS im Erwachsenenalter
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Die Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung ADHS beginnt bereits im Kinder- und Jugendalter, wurde aber in der Vergangenheit zu selten diagnostiziert. Viele Erwachsene leiden heute darunter, ohne die Gründe für ihre Schwierigkeiten im Alltag zu kennen. Eine Diagnostik ist nach wie vor möglich, allerdings sind die Symptome sehr viel weniger auffällig und prägnant. Welche Symptome bei ADHS im Erwachsenenalter vorliegen und welche Möglichkeiten Betroffene haben, wird nachfolgend genauer erklärt.

ADHD. ia

 

 

Wie sich ADHS bei erwachsenen Betroffenen zeigen kann

Erfahrungsgemäß zeigt sich ADHS im Erwachsenenalter anders als bei Kindern. Die Symptome sind äußerst vielfältig und beinhalten unter anderem folgendes:

· innere Unruhe

· Symptome wie „Aufschieberitis“

· mangelnde Konzentrationsfähigkeit

· Stimmungsschwankungen

· Ängste und Nervosität

 

Bei Kindern ist vor allem die Hyperaktivität stark ausgeprägt, bei Erwachsenen wandelt sich das Bild oft, es kommt zu einer verstärkten inneren Unruhe. Im Beruf kann es zu Problemen kommen, weil sich die Betroffenen nicht richtig auf eine Aufgabe konzentrieren können.

 

Diagnosestellung bei Erwachsenen schwieriger als im Kindesalter

Rund 2,8 % der Erwachsenen in Deutschland sollen unter ADHS leiden. Die Diagnostik ist erschwert, da sich das Störungsbild oft verändert und nicht mehr alle diagnostischen Kriterien erfüllt werden. Entscheidend für eine Diagnosestellung ist, dass die Betroffenen bereits vor ihrem 12. Lebensjahr unter den Kernsymptomen gelitten haben. Wichtig ist außerdem, dass andere psychische oder körperliche Erkrankungen als Ursache für die Beschwerden ausgeschlossen werden. Erst dann kann ein Psychologe oder Psychiater zuverlässig die Diagnose ADHS in den Raum stellen. Erste Hinweise ergeben sich bereits im Gespräch, wobei der Arzt auf die Klassifikationskriterien des ICD 10 achtet. Mithilfe von Testverfahren und Selbstbeurteilungsbögen lässt sich die Diagnostik unterstützen.

 

Behandlung von ADHS bei Erwachsenen

Ob eine Behandlung bei Erwachsenen nötig ist, hängt vom persönlichen Leidensdruck ab. Bei Kindern und Jugendlichen wird oft auf Ritalin gesetzt, allerdings gibt es therapeutische Alternativen. Im Rahmen der Psychoedukation werden Patienten über ihr Störungsbild aufgeklärt. Oft ist es bereits eine Erleichterung zu wissen, woher die Beschwerden kommen und welche Ursache sie haben. Als nächster Schritt ist eine Verhaltenstherapie oft das Mittel der Wahl. Im Rahmen dieser Behandlung lernen Patienten, wie sie sich aus schädlichen Denk- und Verhaltensmustern befreien können. In schwierigen Fällen ist eine stationäre Therapie möglich, meist reicht aber eine ambulante Praxis mit Spezialisierung aus. Ob eine medikamentöse Zusatztherapie zum Einsatz kommt, hängt vom individuellen Fall ab. Ist der Patient auch ohne Medikamente in der Lage, sein Leben normal und glücklich zu gestalten, kann im Hinblick auf mögliche Nebenwirkungen oft darauf verzichtet werden. Wenn der Leidensdruck allerdings sehr belastend wahrgenommen wird, sind Medikamente wie Ritalin auch für Erwachsene eine Option. Möglich ist aber auch eine medikamentöse Behandlung einzelner Symptome. So profitieren Patienten mit Angst und Unruhe oft von SSRI (Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmern), die zur Behandlung von Angsterkrankungen zugelassen sind. Das Ziel am Ende der Behandlung ist es, die Botenstoffe im Gehirn in Balance zu bringen. Sie sind dafür verantwortlich, dass Emotionen wie Angst, Depression, Nervosität und Unruhe stärker wahrgenommen werden. Die bestmögliche Therapie zu finden bedeutet, mit einem Experten für ADHS im Erwachsenenalter zusammenzuarbeiten.

Steffen Gruss
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