Ginkgo – Der Tempelbaum

ginko 3510673 1280
Bewerte diesen Artikel

Ginkgo biloba

 

Bereits vor 250 Millionen Jahren gab es Ginkgo-Bäume. Durch seine Widerstandsfähigkeit  überlebte er die Jahrhunderte  und gilt deshalb als „lebendes Fossil“. Ginkgo ist eine spezielle Pflanze für sich. Er sieht aus wie ein Laubbaum, botanisch gesehen gehört  er jedoch zu den Nadelhölzern. Er kann über 1000 Jahre alt werden und ist äußerst widerstandsfähig. Gerüchten zufolge stammte das erste Grün, das nach dem Atombombenabwurf auf Hiroshima 1945 austrieb, angeblich von einem Ginkgobaum.

 

Ginkgo

 

Seit Jahrtausenden ist Ginkgo in China und Japan als Tempelbaum und Heilpflanze bekannt. Seit dem 18. Jahrhundert ist die Pflanze auch bei uns in Gärten und Parks zu finden, nachdem Händler die Pflanze nach Europa brachten.

 

Kaum eine andere Pflanze hat so eine Anziehungskraft, wie der Ginkgo. Kein Geringerer als Goethe schrieb ein Gedicht über den Ginkgo und in Weimar gibt es ein ganzes Museum, das sich dieser Pflanze widmet.

 

Ginkgo

Dieses Baums Blatt, der von Osten
Meinem Garten anvertraut,
Giebt geheimen Sinn zu kosten,
Wie’s den Wissenden erbaut.

Ist es ein lebendig Wesen,
Das sich in sich selbst getrennt ?
Sind es zwey, die sich erlesen,
Daß man sie als eines kennt ?

Solche Frage zu erwidern,
Fand ich wohl den rechten Sinn;
Fühlst du nicht an meinen Liedern,
Daß ich eins und doppelt bin ?

Johann Wolfgang von Goethe

 

 

Andere Namen
Ginko, Entenfußbaum, Fächerblattbaum, Fächertanne, Hügelaprikose, Japanischer Nussbaum, Silberaprikose, Silberbaum, Tempelbaum,

 

 

Ginko und seine Bedeutung in Asien

Der Ginkgobaum hat gerade in der Kultur Asiens eine starke Bedeutung.

  • Seit jeher gilt der Ginkgobaum in China als Sinnbild für ein langes Leben. Chinesische Mönche kauten die Blätter des Baumes, um so auch im hohen Alter geistig fit zu bleiben.
  • Die zweiteiligen Blätter sind ein Symbol für Liebe und Freundschaft.
  • Die heiligen Bäume, die sogar Wunder bewirken sollen, stehen für Fruchtbarkeit, Langlebigkeit, Stärke, Widerstandskraft und Anpassungsfähigkeit. Sie vereinen Sanftheit und Robustheit, Yin und Yang, fördern das Zusammenspiel von Gefühl und Intellekt.
  • Der Ginkgobaum besitzt eine Affinität zu Gold und Geld. Die Blätter waren früher sogar als Zahlungsmittel in Gebrauch.

 





 

 

Ginkgo in der chinesischen Medizin

Hierzulande erfreuen sich die Blätter des Ginkgo immer größerer Beliebtheit als Mittel zur Regulierung des Kreislaufs und gegen Beschwerden wie Arterienverhärtungen oder Krampfadern.
In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) kommen jedoch nur die Samen, Bai Guo Ren (Ginkgo semen), zur Anwendung. Für den Ginkgosamen gibt es in China mehrere Bezeichnungen wie beispielsweise Bai Guo, Yin Xing oder Yin Guo. Die meisten dieser Namen lassen sich einfach mit „weißer Samen“ übersetzen.

 

Traditionelle Verwendung:

  • Stabilisierung des unteren Jiao;
  • Festigung des Lungen-Qi;
  • Linderung von Asthma;
  • Stoppen von Ausfluss (Adstringens).

 

 

 

Ginkgo – Inhaltsstoffe

Während in Asien besonders die Samen, werden bei uns nur die Blätter genutzt.

 

Ginkgo

 

Ginkgoextrakte  haben neuroprotektive, antioxidative, thrombozytenaggretationshemmende und durchblutungsfördernde Eigenschaften. Sie verbessern die Durchblutung im Bereich der kleinen Gefässe (Mikrozirkulation) und erhöhen die Sauerstoffversorgung der Zellen.

Folgende Wirkstoffe sind in den Blättern enthalten:

  • Flavonoide
  • Isoprenoide (Terpentrilactone): Bilobalid (Sesquiterpenlacton), Diterpenlactone (Ginkgolide)
  • Organische Säuren, Ginkgolsäuren
  • Ginkgotoxine
  • Kämpferol
  • Quercetin

Vorsicht bei der Verwendung der Ginkgo-Samen

Ein Übermaß an Ginkgosamen kann zu Vergiftungserscheinungen führen, da diese den Vitamin-B6-Antagonisten 4-Methoxypyridoxin enthalten

 

 

Ginkgo und seine Anwendungsgebiete

 

Bei den folgenden Indikationen kann Ginkgo als Arznei Anwendung finden:

  • Dementielles Syndrom, Demenz
  • Konzentrationsstörungen, Gedächtnisstörungen
  • periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK)
  • Schwindel
  • Tinnitus
  • funktionelle Herzbeschwerden

 

 

Langzeithilfe bei Alzheimer & Demenz

 

Ginkgoextrakte sind ein beliebtes Naturheilmittel bei Gedächtnisstörungen, vor allem im Anfangsstadium von Demenz und Alzheimer. Mittlerweile gibt es zahlreiche ernstzunehmende Studien über Ginkgo und seine Auswirkungen. Die Pflanze soll dazu beitragen, dass die Durchblutung gefördert und dadurch die Hirnleistung erhöht wird.

Die Ginkgo Biloba Wirkung soll dabei auf eine Verbesserung der Kommunikation der Zellen des Gehirns zurückzuführen sein. Inhaltsstoffe des Ginkgos stabilisieren die empfindlichen Zellenmembranen unserer Mitochondrien, der Kraftwerke in unseren Zellen, und erhöhen damit die Energieleistung und die Vernetzung im Gehirn.

Eine weitere wichtige Wirkung  von Ginkgoextrakten ist der Schutz der Myelinscheiden der Nerven im Gehirn, wodurch ihr Abbau bei dementiellen Erkrankungen verlangsamt wird. Myelinscheiden isolieren die innen liegende Nervenfaser und ermöglichen darüber hinaus eine schnellere Übertragung elektrischer Impulse und sorgen für eine weitestgehend verlustarme Übertragung.

 

 

Tinnitus & Hörsturz

 

Ginkgo fördert die Durchblutung und dies vor allem auch in den kleinen und kleinsten Gefäßen. Im Gehör sitzen viele feine Schaltzentralen, an denen die Wirkstoffe des Ginkgos vermutlich ansetzen. Belegbar sind eine Verbesserung des Hörbildes bei Tinnitus und damit ein angenehmerer Umgang mit der alltagseinschränkenden Krankheit. Die Ohrgeräusche können durch die Einnahme von Ginkgo Biloba vermindert werden und die Lebensqualität wird so verbessert.

 





 

Ginkgo bei Asthma

 

Besonders in der chinesischen Medizin wurden bereits in früher Zeit die Blätter des Ginkgobaumes bei Asthma eingesetzt.

Wirkstoffe wie das Ginkgolid B sorgen für eine Verminderung der Schleimproduktion bei allergischem Asthma. Außerdem wird die Entzündung des Lungengewebes deutlich vermindert. Der Verminderung der Schleimproduktion kommt eine entscheidende Bedeutung zu, weil es bei asthmatischen Anfällen zu einer Verengung der Bronchien durch die vermehrte Schleimsekretion kommt. Das wiederum verursacht die von Betroffenen häufig erlebte akute Luftnot.

Chinesische Wissenschaftler am Taihe Krankenhaus in Shiyan in China 2007 konnten an 75 Asthma-Patienten in einer Vergleichsstudie mit gesunden Personen nachweisen, dass sich die Asthma-Symptome objektiv bei einer kombinierten Behandlung mit Cortison und Ginkgo-Extrakten stärker zurückbildeten als bei einer reinen Cortison-Behandlung.

 

 

Ginkgo bei Durchblutungsstörungen (Schwindel)

 

Die Einnahme von Ginkgo erzielt dann gute Effekte, wenn Schwindel durch eine Durchblutungsstörung des Gehirns verursacht wird. Seine positive Wirkung auf die Fließeigenschaften des Blutes und die Förderung der arteriellen Blutung noch in den kleinsten Gefäßen können den Schwindel bessern und im besten Fall heilen und die Schwindelattacken beseitigen bzw. in Dauer und Häufigkeit mindern.

 

 

Ginkgo

 

 

Ginkgo bei Durchblutungsstörungen der Beine

 

Ginkgo ist nicht nur bei Durchblutungsstörungen im Gehirn eine anerkannte Arznei. Er wird auch bei Durchblutungsstörungen in den Beinen mit Erfolg eingesetzt. Hier vor allem bei der arteriellen Verschlusskrankheit, auch Schaufensterkrankheit genannt, da die Wirkstoffe des Ginkgo vor allem einen Einfluss auf den arteriellen Blutfluss haben.

 

 

Ginkgo bei Kopfschmerzen & Migräne

 

Kopfschmerzen und speziell Migräne sind oft eine Folge einer verminderten Durchblutung im Gehirn. Ginkgo kann die Anzahl und Schwere der Schmerzattacken deutlich verringern. Bei schwerer Migräne mit Aura konnte in Studien nachgewiesen werden, dass eine Einnahme von Ginkgoextrakt bei einer sich ankündigenden Attacke eine deutliche Verbesserung erzielen kann. Auch führt die Blutverdünnung dazu, dass bei einigen Formen der Migräne der Blutfluss erleichtert wird und der Druck, und damit der Schmerz, gemindert werden.

Ginkgo bei Kopfschmerzen durch Glutamat

Der Grund für die erstaunliche Wirkungsweise liegt vermutlich in der Hemmung der auslösenden Faktoren, unter anderem an einer Blockade des Glutamates. Glutamat ist nicht nur ein Geschmacksverstärker, sondern kommt auch natürlich in unserem Gehirn vor. Er kann bei einigen Menschen schwere Kopfschmerzattacken auslösen. Ginkgo kann dem entgegenwirken.

 

 

Ginkgo bei Arteriosklerose

 

Arteriosklerose entsteht durch Plaquebildung und im fortschreitenden Verlauf der Verkalkung der Gefäße. Die dadurch entstehende Verengung der Gefäße kann bis zum Herzinfarkt und Schlaganfall führen. Ginkgoextrakte können dem entgegen wirken. Hier sind es vor allem die Flavonoide, die mit ihrer antioxidativen Kraft der Bildung von Ablagerungen entgegenwirken.

Wissenschaftler der Charité Universitätsmedizin, Berlin, haben an Patienten, denen ein Bypass am Herzen implantiert wurde, die vorbeugende Wirkung von Ginkgo-Extrakten gegen Arteriosklerose nachgewiesen. Einer Gruppe zufällig ausgewählter Bypass-Patienten wurde über mehrere Wochen anstelle der sonst üblichen Gabe von Statinen zur Senkung des Cholesterins ein Ginkgo-Extrakt verabreicht. Es stellte sich heraus, dass die Ginkgo-Patienten im Vergleich zu den Statin-Patienten weniger Ablagerungen in den Arterien aufwiesen.

 

Bitte beachten!!!

Menschen, die blutverdünnende Medikamente einnehmen, sollten vor der Einnahme von Ginkgopräparaten auf jeden Fall mit dem Arzt Rücksprache halten, da der Ginkgo ebenfalls Einfluss auf die Fließeigenschaften des Blutes hat.

 

 

 

Ginkgo zur Steigerung der Konzentrations- & Gedächtnisfähigkeit

 

Auch gesunde Menschen können von der Wirkung des Ginkgos profitieren. Seine Wirkstoffkombination führt zu einer Verbesserung der Hirnleistung und damit zu einer besseren Gedächtnisfähigkeit und gesteigerter Konzentration.

Es ist nicht gesichert, dass Ginkgo bei vollkommener geistiger Ausgeglichenheit eine Steigerung ermöglicht, jedoch gibt es auch hier erfolgversprechende Hinweise. In Stresssituationen unterstützt der Blätterextrakt unsere Denkleistung und macht ihn damit auch zu einem wertvollen Unterstützer in Lern- und Prüfungszeiten. Speziell die Kombination von Ginkgo Biloba und Taurin erzielt in der Praxis sehr gute Erfolge.

 




 

Ginkgo bei Depressionen

 

Ginkgo Biloba ist ein hochwirksames pflanzliches Arzneimittel zur unterstützenden Behandlung bei Stimmungsschwankungen, Depressionen und Durchblutungsstörungen. Die allgemeine Stimmungslage kann sich unter einer Einnahme von Ginkgo als Nahrungsergänzung signifikant aufhellen. Diese Verbesserung der Gemütslage wirkt sich bei depressiven Patienten dann auch positiv auf die allgemeine Leistungsfähigkeit aus.

 

In der Tierheilkunde für Pferde und Hunde

 

Ein gutes Indiz für die tatsächliche Wirksamkeit einer Arznei ist es, wenn sie bei Tieren erfolgreich angewendet werden kann. Ginkgo findet sowohl bei Pferden als auch bei Hunden als Medizin seinen Einsatz. Beim Pferd wird Ginkgo meist in homöopathischer Form bei Durchblutungsstörungen der Lederhaut der Hufe, Hufrehe genannt, eingesetzt. Im akuten Fall kann damit oft eine schnelle Besserung erzielt werden. Eine andere Möglichkeit ist, getrocknete Blätter über einen längeren Zeitraum unter das Futter zu mischen, um die Durchblutung zu verbessern und die Konzentration des Pferdes zu erhöhen.

Beim Hund zeigt Ginkgo bei bestehenden Alterserscheinungen gute und deutliche Erfolge. Es geht hier also in Richtung der klassischen Indikation Demenz. Auch Hunde zeigen im Alter oft Verhaltensauffälligkeiten wie Verwirrtheit, Unruhe und Veränderung der Schlafrhythmen. Diese Beschwerden bessern sich signifikant durch die Gabe von Ginkgo.

 

 

 

 

 

Quellen & Literatur

  • Arzneimittel-Fachinformation (CH, D)
  • Birks J., Grimley Evans J. Ginkgo biloba for cognitive impairment and dementia. Cochrane Database Syst Rev, 2009, CD003120
  • Bundesinstitut für Risikobewertung
  • Europäisches Arzneibuch
  • Lehrbücher der Phytotherapie
  • Mohanta T.K., Tamboli Y., Zubaidha P.K. Phytochemical and medicinal importance of Ginkgo biloba L. Nat Prod Res, 2014, 28(10), 746-52
  • Shi C., Liu J., Wu F., Yew D.T. Ginkgo biloba extract in Alzheimer’s disease: from action mechanisms to medical practice. Int J Mol Sci, 2010, 11(1), 107-23
  • Sierpina V.S., Wollschlaeger B., Blumenthal M. Ginkgo biloba. Am Fam Physician, 2003, 68(5), 923-6
  • Ude C., Schubert-Zsilavecz M., Wurglics M. Ginkgo biloba extracts: a review of the pharmacokinetics of the active ingredients. Clin Pharmacokinet, 2013, 52(9), 727-49
  • Heilpflanzen Praxis Heute, Siegfried Bäumler, Elsevier Urban & Fischer Verlag
  • https://www.ginkgo-ratgeber.info

 

Steffen Gruss
Letzte Artikel von Steffen Gruss (Alle anzeigen)
×