Antibiotika-Resistenz
Das Problem multiresistenter Keime
Sehr schnell wird behauptet wie resistent der eine oder andere Keim gegen Antibiotika ist. Klare Sachlage, hier kann es sich nur um einen Fall des skrupellosen Abusus von
Antibiotika in der Landwirtschaft handeln. Gewisse Interessenkreise wollen eben keine Massentierhaltung und hätten sie lieber gegen Biobetriebe ausgetauscht. Dass es aber
der Medikamentenmissbrauch in der Humanmedizin ist, der zu solchen Resistenzen führen könnte, wird tunlichst verschwiegen.
In der Nutzvieherzeugung werden seit Jahrzehnten nahezu die gleichen Antibiotika eingesetzt. Nur wenige neue Antibiotika gelangen zur Zulassung. Ganz im Gegensatz zur Humanmedizin, wo ständig neue Antiinfektiva (Sammelbegriff für alle keimtötenden Arzneigtuppen) zum Einsatz kommen, deren Wirkspektrum durch ein immer schnelleres Anpassungsvermögen der Bakterienstämme rasch wieder überholt ist. Grund dafür ist aber nicht der Einsatz von Antiinfektiva in der Landwirtschaft, wie man dem Verbraucher weiss machen möchte, sondern der Hospitalismus in den Krankenhäusern, die permanent antibiotikaresistente Keime züchten und natürlich durch den Medikamentenmissbrauch der Menschen.
Über die Düngung mit Gülle gelangen Antibiotika auf die Felder und in die dort wachsenden Pflanzen. Prof. Michael Spiteller, Leiter des Institutes für Umweltforschung der Universität Dortmund, glaubt dass dadurch die Gefahr bestünde, dass über diesen Weg Antibiotikarückstände in die menschliche Nahrung gelange.
Zu den genauen Risiken, die die Substanzen im Boden in sich bergen, könne man in dieser frühen Phase des Projektes noch keine genauen Aussagen treffen, so Spiteller. Bekannt sei allerdings, dass „schon winzigste Mengen antibiotischer Wirkstoffe in Bakterien Resistenzen auslösen können, die den Einsatz von Human-Antibiotika gegen Krankheitserreger einschränken“ – was nicht nachvollziehbar ist, da es nur wenige Kreuzresistenzen gibt und die Bakterien nur auf spezielle Antibiotika resistent werden und nicht auf alle gleichzeitig. Die ist Polemik und entspricht nicht den Gegebenheiten (s.o.).
Nach Angaben des Bundesverbandes für Tiergesundheit wurden im Jahr 2014 in Deutschland rund 784 Tonnen Antibiotika in der Massentierhaltung metaphylaktisch eingesetzt, um die Tiere in einem frühen Erkrankungsstadium zu behandeln. Fakt ist, dass Antibiotika, je nach Klasse und Güte bis zu 100% aus dem Darm ausgeschieden werden und so in die Gülle und dann auf die Felder gelangt.
In Dortmund wird vor allem der Abbau der Antibiotika im Tier, in der Gülle und im Boden erforscht. Versuche im Labor und auf einem uni-eigenen Testgelände zeigten nun, dass 30 Tage nach Aufbringen der Gülle ein Großteil der Antibiotika abgebaut oder fest gebunden ist. „Allerdings sind zwei bis fünf Prozent weiterhin ungebunden im Boden und damit potenziell in der Lage, über Pflanzen in die Nahrung oder ins Grundwasser zu gelangen“, stellte Spiteller fest.
(27.11.06 dpa/fs)