Kurkuma (Gelbwurz)
Kurkuma (lat. Curcuma longa)
Die Kurkuma- oder Gelbwurzpflanze stammt aus Indien bzw. Südostasien. Die Pflanze wird dort schon seit gut 5000 Jahren in den alten Heilmethoden der traditionellen chinesischen Medizin und im Ayurveda verwendet. In manchen Regionen wird sie sogar als heilige Pflanze verehrt.
In Europa wurde sie überwiegend als Küchenkraut bekannt, bis man vor gut 50 Jahren begann ihre medizinische Wirkung zu erforschen.
Die Kurkuma Pflanze gehört zur Familie der Ingwergewächse (Zingiberaceae) und daher mit der Ingwer-Pflanze und dem Kardamom eng verwandt. Sie ist eine ausdauernde krautige Pflanze und wird ca. einem Meter hoch mit hellgrünen schilfartigen Blättern. Das interessanteste an der Pflanze ist der intensive gelbe Wurzelstock, welcher die Pflanze weltweit bekannt gemacht hat.
Kurkuma – Inhaltsstoffe
Der wichtigste Inhaltsstoff der Kurkuma Pflanze ist das Curcumin. Es wird als Färbemittel und Geschmacksträger (Lebensmittelzusatz E100) verwendet.
Weitere Inhaltstoffe:
- Curcumin (60 %),
- Curcuminoide (3%) – ist für die Gelbfärbung verantwortlich
- Demethoxycurcumin (25 %)
- Bisdemethoxycurcumin (15 %)
- Ferulasäure, Kaffeesäure und Kaffeesäurederivate
- ätherische Öle (5%)
- darunter Sesquiterpenen, Turmeron, Atlanton und Zingiberen , Monoterpenen
- Zucker, Stärke, Harze
Kurkuma in der indischen ayurvedischen Medizin
Kurkuma gehört zu den Königspflanzen in der ayurvedischen Medizin. Im Sanskrit findet man alleine 55 Synonyme für die die Pflanze verwendet wird. Am häufigsten kann man dort das Wort Harida („die die Ausstrahlung der Haut verbessert“) finden.
Kurkuma ist im Geschmack bitter und scharf und hat eine reduzierende Wirkung auf alle drei Doshas, besonders auf Pitta und Kapha. Sie ist außerdem leicht trocken, hat eine erhitzende Wirkung (Virya), reinigt das Blut, stärkt Leber und Galle, wirkt antiseptisch und entgiftend.
In der ayurvedischen Medizin umfasst das breite Anwendungsfeld unter anderem Erkrankungen der Haut, des Nervensystems, der Nieren, Atem- und Fortpflanzungsorgane sowie des Stoffwechsels und Immunsystems. Abhängig von der Dosha-Störung wird Kurkuma mit unterschiedlichen Begleitmitteln wie heißes Wasser, Milch, Honig oder Öl äußerlich und innerlich angewandt.
Kurkuma in der chinesischen Medizin (TCM)
Auch in der TCM gehört Kurkuma zu einer der wichtigsten Heilpflanzen. Wie in der ayurvedischen Medizin werden ihr eine warme Temperatur und ein scharfer und bitterer Geschmack zugeschrieben. Sie besitzt eine Blut und Qi regulierende, Feuchtigkeit und Wind ausleitende Wirkung und beeinflusst die Funktionskreise Magen, Milz und Leber. Deshalb wird Kurkuma in der TCM traditionell vor allem bei Schmerzen im Bauchbereich, Menstruationsbeschwerden, posttraumatische Schwellungen und rheumatische Symptome (bes. im Schulterbereich), verwendet.
Kurkuma in der traditionellen europäischen Medizin (TEM)
In der Traditionellen Europäischen Medizin (TEM) erlangte die Zwitterwurzel oder weiße Kurkuma (Curcuma zedoaria), eine nahe Verwandte der Curcuma longa, ebenfalls eine große Bedeutung als Arzneimittel. So Wurde in alten Schriften und Aufzeichnungen von Hildegard von Bingen und Paracelsus immer wieder Verweise auf die Pflanze gefunden. Traditionell wurde die „Gilbwurz“ besonders zur Behandlung von Gelbsucht, Magen-, Leber- und Galleleiden eingesetzt.
Kurkuma – Anwendungen
Verwendung als Gewürz
Die bekannteste Anwendung kennen die Meisten aus der Küche als die gelbliche Grundlage für so ziemlich alle Currymischungen. Besonders weil er um einiges preiswerter ist, als der ebenfalls stark gelbfärbende Safran.
Wird der Wurzelstock frisch verarbeitet hat er einen harzigen, leicht brennenden Geschmack. Getrocknet schmeckt er eher mildwürzig und leicht bitter.
Besonders in Indien kann die Verwendung der Pflanze gut 4000 Jahre zurückführen. Bereits damals gehörte die Kurkumapflanze zu den wichtigsten Gewürzen in der Ayurveda und man hat ihr eine reinigende und energiespendende Wirkung zugesprochen.
Während in Indien meistens getrocknetes Kurkuma verwendet wird, ist in Südostasien, beispielsweise in der thailändischen Küche, die Verwendung der frischen, geriebenen Knolle verbreitet.
Medizinische Anwendungsgebiete
Curcumin ist Gegenstand einer Vielzahl von medizinischen Studien zu einigen der häufigsten Zivilisationskrankheiten. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass Kurkumin eine ähnliche Wirkung bei Entzündungen im Körper hat, wie gängige Medikamente (z.B. Hydrokortison, Phenylbutazon, Aspirin® und Ibuprofen®).
Kurkuma bei Lebererkrankungen
In einem Experiment entfernte man Ratten 70 % der Leber. Vierundzwanzig Stunden nach der Operation wurden Blut- und Gewebeproben entnommen, um Leberregenerationsmarker, Leberfunktion und die Schädigung der Leberzellen zu ermitteln.
Die Ratten wurden nun entweder nur mit Erythropoetin (ein Hormon, das die Bildung der roten Blutkörperchen anregt) bzw. mit einer Kombination von Erythropoetin und Kurkumin behandelt.
Erythropoetin allein hat die Leberregeneration nicht verbessert, aber eine Kombination von beidem resultierte in einer deutlich erhöhten Leberregeneration, begleitet von einem reduzierten oxidativen Stress.
Kurkuma fördert die Lebergesundheit jedoch noch auf andere Weise. Kurkuma hilft nämlich bei der Ausleitung von Quecksilber (siehe weiter unten) und entfernt damit ein Gift, das nicht nur die Leber, sondern den gesamten Organismus massiv belasten und beeinträchtigen kann.
Kurkuma bei Gelenksentzündungen
In mehr als 1.800 Studien wurde die effektive Wirkung der Wurzel der Curcuma longa, nachgewiesen. Dabei wurde besonders auf die Wirkung der Wurzel auf Entzündungen in Gelenken ( Arthritis) geachtet. Das Ergebnis war das die Arthritis-Schmerzen viele Probanden gelindert und die Beweglichkeit erhöht wurde. Das Resultat ist dabei in etwa mit einer hoch dosiertem Ibuprofen (800 mg) vergleichbar, jedoch ohne Nebenwirkungen.
Kurkuma bei Darmerkrankungen
Ebenfalls im Molecular Nutritional and Food Research wurde eine Studie vorgestellt, der zufolge Darmentzündungen komplett verhindert werden konnten, wenn die Probanden (Mäuse) fünf Tage vor Auftauchen eines darmschädigenden Faktors Kurkumin zu sich genommen hatten.
Die beteiligten Forscher bestätigten, dass Kurkumin diese schützende Wirkung aufgrund seiner antioxidativen Wirkung ausübt. Zudem sei Kurkumin in der Lage, die Aktivierung eines zellulären Regulatormoleküls, welches im Verdacht steht, bei der Entstehung von Entzündungen beteiligt zu sein, zu unterdrücken.
Kurkuma bei Atemwegserkrankungen
Verschiedene Studien lassen ferner den Schluss zu, dass Kurkumin generell eine Schutzfunktion bei vielen weiteren Atemwegserkrankungen aufweist, etwa bei der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD), beim akuten Atemnotsyndrom (ARDS), der akut-inflammatorischen Lungenerkrankung (ALI) und beim allergischen Asthma.
Auch hier kommt die stark entzündungshemmenden und antioxidativen Wirkung des Kurkumins zum Einsatz.
Desweiterem befinden sich im Kurkumin natürlich vorkommende Polyphenole, welche die freien Radikale (Superoxid-Anion oder überschüssiges Stickstoffmonoxid) neutralisieren und so massiven Entzündungen in den Atemwegen abschwächen.
Kurkuma – Hilfe bei einer Quecksilberbelastung
Eine Studie aus dem Jahr 2010 zeigte, dass Kurkuma während der Ausleitung von Quecksilber eingenommen werden kann, um die Entgiftung zu unterstützen.
Natürlich reduziert Kurkumin dabei einerseits den oxidativen Stress, den das Quecksilber im Körper verursachen kann.
Andererseits aber – so die im Journal of Applied Toxicology veröffentlichten Studienergebnisse – führte die Gabe von Kurkumin zu einer verringerten Quecksilberkonzentration im Gewebe und dadurch zu verbesserten Leber- und Nierenwerten.
Kurkuma – Hilfe bei Cholesterin
Kurkuma wirkt direkt auf den Cholesterinhaushalt des Körpers, indem es die Bildung von körpereigenem Cholesterin reguliert und somit den Cholesterinspiegel normalisiert. Studien ergaben bei Patienten mit einer tägliche Einnahme von mindestens 2600 mg Curcuminn eine Verbesserung der Cholesterinwerte.
Sonstige Anwendungen
Außer als Gewürz und zum Färben von Speisen fand Kurkuma bis ins 20. Jahrhundert auch zum Färben von Papier und Salben beschränkte Anwendung. Mit Curcumin gelb gefärbtes Papier (Kurkumapapier) diente in der Chemie als Indikatorpapier auf Alkalien.
Da Kurkuma relativ kostengünstig ist, wird es häufig von Fälschern zum Strecken von Safran verwendet.
Kurkuma – Schlechte Bioverfügbarkeit
Der vielfältigen Wirkung steht jedoch eine geringe Bioverfügbarkeit gegenüber. Als wasserunlösliche, lipophile Substanz wird Curcumin schlecht durch den Darm resorbiert, dazu schnell verstoffwechselt und ausgeschieden. Auch bei oraler Einnahme von 8 g pro Tag fand man kein Curcumin im Serum.
Das wird auch ein Grund sein, warum in vielen traditionellen Medizinstilen Kurkuma meistens mit einer Trägersubstanz wie heißem Wasser, Milch, Honig, Öl oder zusammen mit anderen Drogen verwendet wird.
Im Rahmen einer neueren Studie erhöhte die Zugabe von 20 mg Piperin (Wirkstoff des schwarzen Pfeffers) zu 2 g Curcumin dessen Bioverfügbarkeit um den Faktor 2000.
Quellen und Studien:
- American Botanical Council „Curcumin Exhibits Potential in the Treatment of Various Chronic Diseases“ (Curcumin hat Potential bei der Behandlung von verschiedenen chronischen Krankheiten)
- Barry J, Ramamoorthy A et al., “Determining the Effects of Lipophilic Drugs on Membrane Structure by Solid-State NMR Spectroscopy: The Case of the Antioxidant Curcumin”, Journal of the American Chemical Society, März 2009, (Festlegung von Auswirkungen lipophiler Arzneimittel auf die Membranstruktur mit Hilfe des NMR-Spektrometers: Das Antioxidant Kurkumin)
- Agarwal R et al., “Detoxification and antioxidant effects of curcumin in rats experimentally exposed to mercury”, Journal of Applied Toxicology, Juli 2010, (Entgiftung und antioxidative Effekte von Curcumin bei Ratten, die im Versuch Quecksilber ausgesetzt waren) (Studie als PDF)
- http://dx.doi.org/10.1055/a-0576-5835
- SIEWEK: Exotische Gewürze Herkunft Verwendung Inhaltsstoffe. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-0348-5239-5, S. 72
- Surh et al.: Molecular mechanisms underlying chemopreventive activities of anti-inflammatory phytochemicals: down-regulation of COX-2 and iNOS through suppression of NF-kappa B activation, Mutat. Res., 2001, 480–481: S. 243–268